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Sonnenchronik: Die Dauer der lichten Tage sinkt weiter stark, im September vom 1. mit 13 Stunden 23 bis zum 30. auf 11 Stunden 42 Minuten. Ab Sonnenuntergang dauert die bürgerliche Dämmerung 32 Minuten; endet sie, werden die ersten Sterne sichtbar, und dann steht die Sonne 6 Grade unter dem mathematischen Horizont. Die nautische Dämmerung endet bei 12 Graden Sonnentiefe und dann ist es fast volle Nacht; sie verkürzt sich von 1 Stunde 12 am 1. auf 1 Stunde 7 Minuten am 30. Von der um die Sonne wandernden Erde gesehen, erreicht die Sonne am 22. um 16.49 Uhr Mitteleuropäische Sommerzeit den Anfang des Tierkreiszwölftels Waage. Im Freiluftplanetarium Sterngarten Georgenberg in Wien 23 zieht die helle Schattenmitte der Lochscheibe am Nordpfeiler über die Querspange am Fuß des Schrägpfeilers mit dem Datum 22. Sep. und dem Waage-Symbol.
Mondchronik: Am Abend des 1. ist der Mond für das freie Auge noch fast ganz rund und durchläuft am 7. im Stier seine Erdferne. Immer noch im Stier steht er am 8. bei Jupiter im Letzten Viertel und zieht in höchster Himmelsbahn vom Aufgang bis zum Untergang. Bei der strahlenden Venus steht er am 12. und 13. Die perspektivische Schwankung der Mondkugel, die Libration, lässt am 13. den Fleck Grimaldi so fern als möglich vom linken Mondrand und am 14. den Nordpol randfern stehen. Der 14. zeigt uns auch die feine Altlichtsichel tief in der Morgendämmerung nahe Osten als letzte sichtbare Mondphase vor dem Neumond am 16. Als zarte Neulichtsichel erscheint der Mond bei Saturn am 18. wieder tief in der Abenddämmerung im Westsüdwesten. Die Erdnähe durchläuft der Mond am 19. in der Waage und zieht am 22. im Schlangenträger in niedrigster Himmelsbahn vom Aufgang bis zum Untergang. Etwas später am 22. erreicht er im Schützen das Erste Viertel. Die Libration sorgt am 27. dafür, dass der Mondsüdpol und das Mare Crisium randfern stehen und der 30. bringt den Vollmond in den Fischen.
Planetenlauf: Merkur bleibt im Strahlenkranz der Sonne verborgen. Venus strahlt morgens hoch im Osten und wechselt von den Zwillingen in den Krebs und weiter in den Löwen. Mars finden wir abends tief zwischen Westsüdwesten und Südwesten in Jungfrau und Waage. Jupiter im Stier steht um Mitternacht tief nahe Ostnordosten im Stier. Saturn in der Jungfrau können wir noch abends niedrig und bis 20. tief in der Abenddämmerung nahe Westsüdwesten aufspüren.
Sternenbilderhimmel: Die Karte gilt für den 6. September um 21.50 Uhr und für den 21. um 20.50 Uhr MESZ. Das Große Norddreieck (in der Karte strichliert) mit den Hauptsternen von Leier, Schwan und Adler beherrscht den hohen Südhimmel und der Bärenhüter oder Rinderhirt Bootes mit seinem Hauptstern steht schon niedriger unweit Westen. Die strichlierte Kreislinie deutet den Zug der Milchstraße an.
Sterne erscheinen uns als Lichtpunkte verschiedener Helligkeit. Diese "scheinbare" dem Augenschein entsprechende Helligkeit wird schon seit dem Altertum in "Größenklassen" (mag) angegeben. Jene Sterne, die am Abend als Erste bei Ende der Bürgerlichen Dämmerung aus dem Blau der Dämmerung tauchen, wurden "Erste Größe" genannt; halb so helle "Zweite Größe" usw. In dunkler, klarer Nacht gerade noch mit freiem Auge sichtbare Sterne sind jene "Sechste Größe". Mit einem Fernglas, das ja viel mehr Licht ins Auge leitet, gewinnen wir bei einem Objektivdurchmesser von 30 Millimeter rund 3mag, von 40 Millimeter 3,5 und von 50 Millimeter rund 4 Größenklassen. Die Helligkeiten der Hauptsterne im Großen Norddreieck sind: Wega in der Leier 0,0mag, also noch heller als 1. Größe, Deneb im Schwan 1,3mag und Atair im Adler 0,8mag. Diese scheinbaren Helligkeiten sagen nichts über die Leuchtkraft der Sterne aus, dazu brauchen wir die Entfernung.
Diese kann besonders aus der perspektivischen Verschiebung am Himmel ermittelt werden, die sich bei zwei Sternorten ergibt, die von möglichst weit entfernten Beobachtungsorten - dem Erdbahndurchmesser - gemessen werden. Die ersten Sternentfernungen wurden so 1837 von Bessel und fast gleichzeitig von Struve und Anderson gemessen. Das waren wegen der Winzigkeit der Verschiebungen besonders anspruchsvolle Beobachtungen. Bis zum Satelliten Hipparcos, der 1989 von der ESA gestartet wurde und drei Jahre lang unter praktisch störungsfreien Weltraumbedingungen hochpräzise maß, wurden so Sterne in Entfernungen nicht nur wie früher von unter 100 Lichtjahren, sondern bis zu 3000 Lichtjahren genau erfasst.
Mit der Entfernung erhalten wir aus der scheinbaren Helligkeit die Leuchtkraft in Sonnenleuchtkräften: Wega in 25 Lichtjahren Entfernung 48x, Deneb in 3200 Lichtjahren 59000x! und Atair in 17 Lichtjahren 10x leuchtkräftiger als unsere Sonne. Vom niedrigen Nordnordosten bis höher in den Osten reihen sich Perseus, Andromeda und Pegasus. Tief erscheinen im Nordnordosten der Fuhrmann und im Südsüdosten der Südliche Fisch.
Freiluftplanetarium: Samstag, 22. September, 12.30 Uhr Sterngarten, Wien 23, bei der Wotruba-Kirche: Tagundnachgleichen-Mittag. Tages- und Jahreszeiten, Tierkreisebene und Wandelgestirne an der Tierkreisscheibe sowie bei Schönwetter Mittagsdurchgang der Sonne und Polarisation des Himmelslichts. Im September steht der Sterngarten abends jedermann, jederzeit und unentgeltlich zur Verfügung. Näheres in den Spenderrollen, im Begleitband (Zusendeauftrag ist der Eingang von 13,30 Euro auf PSK 93053136, BLZ 6000).
www.astronomisches-buero-wien.or.at