Zum Hauptinhalt springen

Von der Krabbelstube bis zum Elternheim

Von Alexia Weiss

Politik

Gemeindeinfrastruktur ermöglicht jüdisches Leben in allen Facetten.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 12 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Wien. "Als vergangenen Sommer 2000 Juden aus 40 Ländern nach Wien zu den Makkabi-Spielen gekommen sind, waren alle begeistert, was wir hier an jüdischer Infrastruktur zu bieten haben", betont Oskar Deutsch, der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) Wien.

Verglichen mit anderen europäischen Städten wie etwa London sind die Einrichtungen zwar bescheiden. "Für eine Gemeinde der Größenordnung von Wien ist die Infrastruktur allerdings ziemlich exzeptionell", sagt auch Raimund Fastenbauer, der Generalsekretär für jüdische Angelegenheiten der IKG Wien.

7700 Mitglieder zählt die Gemeinde heute. Dennoch gibt es alles, was es für ein religiöses Leben braucht: Synagogen, koschere Restaurants und Geschäfte, jüdische Schulen, Mikwen, die rituellen Tauchbäder, Friedhöfe - und auch die Menschen, die diese Einrichtungen betreuen, also Rabbiner (jüdische Rechtsgelehrte), Kantoren (sie leiten das Gebet in der Synagoge), Religionslehrer, Mohelim (Beschneider) und Schochetim (koschere Schlachter).

In der Wiener jüdischen Infrastruktur spiegelt sich auch das traditionelle Sozialbewusstsein der Gemeinde wider. Kümmerten sich früher Wohlhabende um Notleidende, ist dies heute in der Wiener jüdischen Gemeinde institutionalisiert. Not wird dabei auf verschiedensten Ebenen begegnet. Wer psychologische oder psychotherapeutische Hilfe benötigt, ist bei Esra, dem psychosozialen Zentrum, gut aufgehoben. Die Mittel dafür kommen aus dem IKG-Budget. Ältere sowie pflegebedürftige Menschen werden im Maimonides-Zentrum betreut, das auch eine Alzheimer-Station hat.

Und dann sind da noch die mannigfaltigen Bildungseinrichtungen von Krabbelstuben und Kindergärten über vier Schulen, wovon zwei bis zur Matura führen, bis hin zu einer religionspädagogischen Ausbildung und einer wirtschaftlich ausgerichteten Hochschule (Lauder Business School). Am Jüdischen Beruflichen Bildungszentrum kann man einen Lehrberuf erlernen.

Großes Angebot

Was Deutsch wichtig ist: Angebote gibt es für religiöse und säkulare Juden. "Wenn man Interesse an jüdischer Kultur hat, gibt es kaum einen Tag, an dem es nicht eine interessante Veranstaltung gibt."

Und: Mit dem neuen IKG-Campus im Prater hat man auch versucht, die Generationen zusammenzuführen. Hier befinden sich die Zwi-Perez-Chajes-Schule (Kinderkrippe, Kindergarten, Volksschule, Realgymnasium), das Maimonides-Zentrum und der Sportverein Hakoah auf einem Areal Tür an Tür. Eine koschere Großküche versorgt alle Einrichtungen am Standort - aber etwa auch jüdische Patienten in Wiener Krankenhäusern.