Vollste Konzentration statt hektischer Betriebsamkeit.
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Wien. Das Jahr 2013 ist erst einige Wochen alt, doch viele gute Vorsätze haben sich bereits wieder in Luft aufgelöst. Auch bei so mancher Führungskraft macht sich Frust breit. Man wollte sich doch im neuen Jahr nur mehr auf die wirklich wichtigen Dinge konzentrieren, sich mehr um seine Mitarbeiter kümmern und Ordnung im Büro machen. Doch nichts von dem ist passiert, und die Fülle an Aufgaben ist nach wie vor erdrückend.
"Die Arbeitswelt wird immer komplexer, es regieren kompliziertes Denken und Handeln, Geschäftigkeit und Betriebsamkeit. Die Fähigkeit, sich zu konzentrieren und zu fokussieren, lässt nach", sagt die Psychologin und Managementberaterin Monika Kanatschnig. Sie hat ihre langjährigen Erfahrungen im Spannungsfeld Wirtschaft und Psychologie in ihrem Buch "Einfach - Achtsam - Wirksam" verarbeitet.
Ratgeber soll es keiner sein, eher will Kanatschnig eine tiefer gehende Botschaft vermitteln. "Einfachheit im Business bedeutet nicht, alles langsamer oder oberflächlicher zu machen oder auf Wachstum zu verzichten", betont sie.
Oft seien es schlechte Gewohnheiten, die sich über Jahre eingeschlichen haben und die fokussiertes Arbeiten erschweren. Als Gegenmittel helfe etwa die Einführung einfacher, kleiner Rituale in den Arbeitsalltag. Das, was die meisten machen, nämlich in der Früh als Allererstes pflichtbewusst E-Mails zu lesen oder im Internet zu surfen, sei ein eher schlechter Start in den Tag. Besser wäre es, bei einer Tasse Kaffee die Gedanken schweifen zu lassen. Ruhe und Gelassenheit kommen aber nicht von heute auf morgen. "Es dauert etwa 30 Tage, bis sich der Erfolg einstellt", weiß Kanatschnig. "Leider haben Menschen, die in Eile sind, gesellschaftlich mehr Anerkennung als jene, die ruhig und gelassen ihre Arbeit erledigen", bedauert sie.
Was dabei oft übersehen wird: Die "geile Eile" führe bei Kopfarbeitern zu Verlangsamung und Fehleranfälligkeit. Denn: Spitzenleistung brauche optimale Fokussierungsfähigkeit. Wie die Konzentration gesteigert und Stress abgebaut werden kann, zeigt Kanatschnig in ihrem Buch anhand zahlreicher Tipps.
Sorgsamer Umgang mit sich selbst
Wer seine Führungskompetenzen verbessern will, sollte zuallererst achtsamer mit sich selbst sein. "Vor allem Top-Manager und -Managerinnen merken oft nicht, wie sorglos sie mit sich selbst umgehen und werden von ihren Partnern darauf hingewiesen", so die Psychologin. So banal es klingt: Wer sich selbst wichtig nimmt, hat auch das richtige Gespür für andere.
Werkzeuge für den Business-Alltag
Einfach, aber sehr effizient, ist der 45-Minuten-Fokus. "Reservieren Sie zumindest ein Mal pro Tag eine Fokuszeit, am besten immer zur selben Zeit. Noch besser wären zwei Mal", rät Psychologin Kanatschnig. Wenn die Tür zu ist, der E-Mail-Client weggeschaltet und alle Telefone ausgeschaltet sind, geht es los: Volle Konzentration auf eine einzige Aufgabe – ohne Unterbrechung. Kanatschnig ist überzeugt: "Sie schaffen in zwei Mal 45 Minuten mehr als an einem gewöhnlichen Arbeitstag."
Ein weiteres, sehr wirkungsvolles Werkzeug für alle, die zu viele Projekte und zu wenig Zeit haben, ist die Fokuspyramide. Auf der untersten Ebene, der "Multibox", wird gesammelt: Fragen, Probleme, Themen aus dem Tagesgeschäft. Diese bleiben so lange dort, bis unmittelbarer Handlungsbedarf besteht. Dann kommt das Thema direkt an die Spitze, die "Topbox". Ist das Problem noch nicht ganz akut, gelangt es zur Beobachtung in die "Sandwichbox" in der Mitte. Wichtig: In der Topbox darf sich immer nur ein einziges Thema befinden, an dem gearbeitet wird.
Zahlreiche weitere Tipps gibt Monika Kanatschnig in ihrem Buch "Einfach – Achtsam – Wirksam: Fokussiertes Führen in einer beschleunigten Arbeitswelt", Molden Verlag 2012, 168 Seiten, 16,99 Euro.
Zur Person
Die in Kärnten lebende gebürtige Wiener Psychologin und Managementberaterin Monika Kanatschnig (55) ist Partnerin der Personalberatung Hill International und Geschäftsführerin von Hill Management Kärnten und Steiermark.