Die Bundesfinanzierungsagentur berichtet von ungebrochen starker Nachfrage nach österreichischen Staatsanleihen.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 3 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Österreich scheint an den Finanzmärkten vorläufig weiterhin leichtes Spiel zu haben, sich Geld zu günstigen Konditionen zu holen. Zwar gehen aktuelle Prognosen von Bankanalysten davon aus, dass die Zinsen für Euro-Staatsanleihen bester Bonität - je nach Laufzeit - bis Jahresende um etwa 20 bis 30 Basispunkte ansteigen werden. "Aber auch wenn diese Prognosen eintreffen sollten, wird man sich am Ende des Jahres in einem sehr vorteilhaften Umfeld mit historisch niedrigen Zinsen befinden, das weiterhin eine günstige Finanzierung ermöglicht", sagt Markus Stix, einer der beiden Geschäftsführer der Bundesfinanzierungsagentur (OeBFA). Die OeBFA managt die Schulden des Bundes, handelt in dessen Namen und auf dessen Rechnung und gilt als das Schatzamt der Republik.
Wie andere EU-Länder hat auch Österreich bei seinen Finanzierungen schon bisher von dem krisenbedingten Anleihenkaufprogramm PEPP des Eurosystems - jener Organisationseinheit für den Euro, die aus der Europäischen Zentralbank (EZB) sowie den nationalen Notenbanken der Euro-Staaten gebildet wird - in besonderem Maß profitiert. "Diese Käufe unterstützen das derzeitige Niedrigzinsumfeld im Euroraum", betont Stix. "Und so konnten die Finanzierungen des Bundes im vergangenen Jahr mit einer durchschnittlichen Rendite von minus 0,32 Prozent pro anno, der niedrigsten in der Geschichte der Republik, abgeschlossen werden."
Eurosystem hält 40 Prozent aller Bundesanleihen
Laut OeBFA hielt das Eurosystem via PEPP (Pandemic Emergency Purchase Programme) zuletzt - per Ende Juli - rund 33 MilliardenEuro an österreichischen Bundesanleihen. Zusammen mit dem bereits seit 2015 laufenden Programm PSPP sind es in Summe etwa 105 Milliarden Euro, was ungefähr 40 Prozent aller ausstehenden Bundesanleihen entspricht.
Ende Juli saß der Bund auf Finanzschulden in Höhe von 251,5 Milliarden Euro, wobei mehr als 90 Prozent auf Anleihen entfielen. Gegenüber Ultimo 2020 ist sein Schuldenberg damit vor allem wegen der anhaltenden Corona-Hilfen kräftig - um 13,5 Milliarden Euro - gewachsen.
Vom Finanzierungsplan 2021 bisher 60 Prozent realisiert
Laut OeBFA sind zurzeit 30 Bundesanleihen im Umlauf - mit einer um circa ein halbes Jahr geringeren durchschnittlichen Restlaufzeit von 10,13 Jahren und einer etwas geringeren Effektivverzinsung von durchschnittlich 1,40 Prozent.
Den Finanzierungsplan für das heurige Jahr hat die OeBFA Ende Mai angepasst. Dabei wurde das zu finanzierende Gesamtvolumen von rund 65 Milliarden Euro (Prognose von Mitte Dezember 2020) auf 65 bis 70 Milliarden angehoben. Dies hatte auch eine Erhöhung des Finanzierungsvolumens über Bundesanleihen zur Folge - von 40 Milliarden (Minimum) auf rund 45 Milliarden Euro. "Um weiterhin vom Niedrigzinsumfeld zu profitieren, wurde die Restlaufzeit des Portfolios um ein halbes Jahr verlängert", fügt Stix ergänzend hinzu. Damit werde man Ende 2021 bei 9,5 bis 11,0 Jahren zu liegen kommen. Bisher haben die Schuldenmanager der Republik eigenen Angaben zufolge bereits 60 Prozent ihres heurigen Finanzierungsprogrammes realisiert.
Was ihnen dabei zugutekommt: "Österreich wird von Investoren weiterhin als ,sicherer Hafen‘ gesehen", erklärt Stix im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". "Das kann man unter anderem am Zinsaufschlag gegenüber Deutschland sehen." Zuletzt lag dieser bei 27 Basispunkten (entspricht 0,27 Prozent). "Nur Luxemburg, Finnland und die Niederlande weisen einen noch geringeren Zinsaufschlag in der Eurozone auf", sagt Stix weiter.
In den Krisenjahren 2020 und 2021 habe die Nachfrage nach österreichischen Bundesanleihen jedenfalls weiterhin stark zugelegt. Bei der Neubegebung einer zehnjährigen Bundesanleihe Ende Jänner 2021 etwa lag das Orderbuch laut Stix bei rund 32 Milliarden Euro, es sei damit "das größte einer einzelnen Anleihe in der Geschichte der Republik" gewesen. Wie der Manager weiter berichtet, habe bei Auktionen von Bundesanleihen im vergangenen Jahr mit 2,8-facher Überzeichnung des Angebots sogar die höchste Nachfrage in der Eurozone und die höchste Nachfrage seit dem Jahr 2005 erreicht werden können. "Heuer hat sich der positive Trend fortgesetzt." Im Schnitt sei das Angebot 2,2-fach überzeichnet, so Stix.
Plus von 4,2 Prozent seit Höhepunkt der Viruskrise
Was die Renditen österreichischer Bundesanleihen betrifft, so liegen diese im Vergleich zur Zeit kurz vor Beginn der Corona-Pandemie mittlerweile leicht niedriger. Hatte sich die Rendite etwa bei einem zehnjährigen Bond Ende 2019 auf 0,03 Prozent belaufen, waren es zuletzt minus 0,25 Prozent. "Anleger, die damals investiert waren, konnten davon profitieren", sagt Stix. So liegt der Total Return österreichischer Bundesanleihen für den Zeitraum vom 31. Dezember 2019 bis 19. August 2021 bei plus 3,5 Prozent. Seit dem Höhepunkt der Corona-Krise (mit einem Zinshoch am 18. März 2020) sind es sogar plus 4,2 Prozent. Diese Performance liegt über dem zehnjährigen Durchschnitt, den die Bundesfinanzierungsagentur mit plus 3,5 Prozent pro Jahr angibt.
"Generell gilt, dass der Ertrag bei Bundesanleihen neben der allgemeinen Entwicklung der Zinsen von der jeweiligen Restlaufzeit der Anleihe abhängt", erklärt Stix. "Je länger diese ist, desto stärker reagieren die Kurse auf Zinsschwankungen. In einem fallenden Zinsniveau steigen lange Anleihen im Kurs demnach stärker als kurze und vice versa."
Neues Programm für "Austrian Treasury Bills"
Unterdessen liegt bei der OeBFA ein neues Programm für "Austrian Treasury Bills" (ATBs), sogenannte Schatzwechsel, nach österreichischem Recht und inklusive Auktionskalender auf. Solche Papiere sind Geldmarktinstrumente mit Laufzeiten von weniger als einem Jahr.
"Mit Einführung des ATB-Auktionssystems wird die Investorenbasis am kurzen Ende der Zinskurve entscheidend erweitert", erläutert Stix. Damit könne nun vor allem auch das Eurosystem als Käufer adressiert werden. "Zuvor konnte das Eurosystem im Rahmen des PEPP österreichische ATBs, die nur bilateral mit Investoren abgeschlossen wurden, nicht kaufen", so der OeBFA-Geschäftsführer.
Die erste ATB-Auktion am vergangenen Dienstag verlief Stix zufolge sehr gut: Die beiden neuen ATBs mit drei und elf Monaten Laufzeit wurden mit einem Gesamtnominale von zwei Milliarden Euro emittiert. Die Investorennachfrage überstieg das Angebot um mehr als das Dreifache. Auch gut für Österreich: Die Renditen lagen bei minus 0,66 Prozent (drei Monate) und minus 0,65 Prozent (elf Monate).