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Von der Rolle der universellen Sprache Musik für die Wissenschaft

Von Eva Stanzl

Wissen
Universelle Sprache Musik: Veronika Kulcsar, Thomas Seifert, Sabine Schwarz, Franz Reisecker, Walter Gröbchen.
© Wolfgang Renner

Kann Musik die Komplexität der Wissenschaft aufbrechen? Diskussion über die Herausforderung, beides zu verbinden.


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Wissenschaft schaut vom mikroskopisch Kleinsten bis in die Weiten des Weltalls - Musik bewegt die Gefühle. Kann sie die Komplexität der Wissenschaft aufbrechen? Nicht unbedingt, doch wie die beiden Welten zu einander finden können, war Thema einer kurzweiligen Diskussion in der dritten Ausgabe der Reihe "Art4Science" von St. Anna Kinderkrebsforschung und "Wiener Zeitung" im Belvedere 21 Museum für zeitgenössische Kunst in Wien.

Musik hat einen therapeutischen Effekt. Wer sich entspannen will, legt eine Yoga-Playlist ein. "Man kann sich mit Musik emotional konditionieren. Wie mit einer Droge kann man sich damit in bestimmte Zustände versetzen", sagte Musikproduzent Walter Gröbchen. Etwas versetzt sich in Schwingung. "Man kann sich ablenken mit Musik, oder Freude herbei wirken. Und sie löst eine eigene Art von Heilungsprozess aus", sagte Sabine Schwarz, Kunst-Therapeutin und Fotografin.

Der Wiener Musiker und Autor Franz Reisecker will "Gefühle in Töne umwandeln, ob auf dem Computer oder mit einem Instrument, sagte er: "Kunst kommt für mich von müssen. Ich muss etwas tun, um dem Gefühl Ausdruck zu verleihen, muss Musik machen."

Heilungsprozesse starten

Anders als die Sprache des Tanzes, die direkt über den Körper Ausdruck findet, benötigt Musik, die über den reinen Gesang hinausgeht, verschiedene Mittel. In jedem Fall würden Technik dazu dienen, tonale Ideen zu übersetzen, meinte Bewegungskünstlerin Veronika Kulcsar. "Heute gibt es sogar die ersten hörbaren Dinge, die von Maschinen geschaffen wurden", fügte Gröbchen hinzu.

Musik ist auch das Überwinden von Stille. Bis hin zu totalem Lärm ist alles möglich. Doch wie klingt, dem Titel der Veranstaltung, "Sound of Science", folgend, die Wissenschaft? Und was hat sie mit Musik zu tun? "Töne können der Wissenschaft auf andere Art und Weise signalisieren, was passiert", sagte Moderator Thomas Seifert, stellvertretender Chefredakteur der "Wiener Zeitung": Je mehr wir im Prozess des Verstehens unsere Sinne einbinden können, umso spannender würde es. Gröbchen zufolge kann eine exakte Wissenschaft wie Mathematik die Musik inspirieren, zumal diese selbst oftmals mathematischen Regeln gehorche. Somit dringe ein "ultimativ rationaler" in einen "irrationalen, unterbewussten" Bereich ein, der zugleich eine universelle Sprache sei.

Musik synchronisiert. Der Tanz der Krieger schwört auf den Kampf ein. In der Kirche eint die Orgel die Menschen. Wenn ein DJ auflegt, folgen alle dem Beat. Sie vermag es, positiv zu berühren, und kann im Idealfall helfen, Heilungsprozesse auszulösen. Nicht umsonst sei die Musiktherapie als solche anerkannt, sagte Schwarz.

"Musik ist wie ein Ozean, in den jeder Mensch auf seine Art eintauchen kann. Man kann sich ein Leben lang an Musik als bereicherndem Geschenk erfreuen", zitierte der Moderator eine Leserzuschrift zur Veranstaltungsreihe.

Umgelegt auf die Krebs-Therapie, kanalisiert Musik Gefühle. "Für Kinder, die Chemotherapie machen müssen, wird Trompete gespielt, wenn sie sich übergeben müssen, als Signal, dass das Schlechte den Körper verlässt", berichtete Schwarz: Den wild gewordenen Krebszellen sei der Krieg angesagt, um die eigenen, heilenden Kräfte zu mobilisieren.