"Ich habe ein gutes Gefühl". Mit dieser Wortspende warteten sowohl FPÖ-Spitzenkandidat Thomas Prinzhorn bei seiner Stimmabgabe in Hinterbrühl in Niederösterreich als auch Parteiobmann Jörg Haider | in Klagenfurt gegenüber den Journalisten auf. Ihren Optimismus bestätigten schon die ersten Trends am frühen Nachmittag: Ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit der ÖVP war klar zu erkennen.
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Kurz nach 9 Uhr traf Prinzhorn in seinem Wahllokal ein. Davor warteten einige Journalisten und Fotografen auf den vor wenigen Wochen von Haider aus dem Hut gezauberten Spitzenkandidaten. Die
Stimmabgabe erfolgte schließlich unter Blitzlichtgewitter.
Einen Tipp wollte Prinzhorn allerdings nicht abgeben: "Ich bin kein Spekulant, ich bin Unternehmer", betonte der Papierindustrielle. Angesprochen darauf, ob die FPÖ den anderen Parteien ein Waterloo
zufügen will, meinte Prinzhorn: "Ich bin für einen fairen Wettbewerb und eine ordentliche Demokratie".
Nach der Stimmabgabe wollte er "den Tag nützen" und "Brennholz machen". Und so lotste Prinzhorn einige Journalisten und Fotografen nach Innhalbach im Gebiet Kalte Kuchl, denn "heut' wird gearbeitet".
Nach vier Wochen Intensiv-Wahlkampf wollte der Industrielle "wieder was G'scheites machen" · und dies auf seinem Besitz Prinzhorn Neffenhof, umgeben von seinem 140 ha großen Wald.
Großes mediales Interesse bei Haider
Sehr pünktlich traf auch Parteiobmann Jörg Haider, in Begleitung seiner Gattin Claudia, zur Stimmabgabe im Fernmeldebetriebsamt in Klagenfurt ein.
Auf die Frage, was er sich erwarte, sagte Haider: "Wir wollen zumindest das Ergebnis vom letzten Mal überbieten." Am 17. Dezember 1995 hatten die Freiheitlichen bundesweit 21,9 Prozent erreicht.
Das mediale Interesse war bei Haiders Stimmabgabe natürlich groß. Außer dem ORF waren auch ausländische Fernseh-Stationen mit Kamerateams vertreten.
Gattin Claudia wählte anschließend in Feistritz/Rosental, wo sie seit sieben Jahren im Gemeinderat sitzt.
FP-Spitze schon tags zuvor zuversichtlich
Schon tags zuvor zeigte sich Haider zuversichtlich, die ÖVP überholen und den zweiten Platz erringen zu können. "Man soll allerdings das Fell des Bären nicht verteilen, solange er nicht erlegt
ist", meinte der FP-Chef Samstag in einer Abschlussveranstaltung.
Haider glaubt auch, dass es ungeachtet des Abschneidens der ÖVP eine Fortsetzung der SP-VP-Koalition geben werde und erwartete schon für den Wahlabend massive Versuche in diese Richtung.