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Von der Wüstenrose zur "Marie Antoinette"

Von Georg Friesenbichler

Politik

Syriens einstige Glamour-Lady Asma al-Assad ist in Verruf geraten.


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Damaskus. Fasziniert von ihrer Erscheinung, ihrer Intelligenz und ihrem westlichen Lebensstil nannte das Modemagazin "Vogue" sie noch vor einem Jahr eine "Rose in der Wüste". Aber das Bild von Asma al-Assad, der Frau an der Seite des syrischen Diktators, hat sich seitdem erheblich gewandelt. Ihre Landsleute im Ausland vergleichen sie gerne mit der ignoranten Marie Antoinette oder der Frau des selbstherrlichen rumänischen Kommunistenführers Nicolae Ceausescu. Und die unlängst von britischen Medien veröffentlichten privaten E-Mails, deren Echtheit zwar nicht garantiert werden kann, aber dennoch als glaubwürdig gelten, zeichnen von ihr ein Bild, das sie keineswegs als Gefangene in einem goldenen Käfig darstellt, sondern eine Frau, die ihren mörderischen Gatten unterstützt und bewundert.

Das war ihr nicht in die Wiege gelegt worden. Als Tochter eines renommierten Kardiologen wurde sie in London geboren und verbrachte dort ihre ersten 25 Jahre. Nach dem College arbeitete die von ihren Freunden "Emma" genannte Asma al-Akhras als Finanzanalystin für die Deutsche Bank und JP Morgan. Zu dieser Zeit begegnete sie Bashar al-Assad, der sich in London zum Augenarzt ausbilden ließ. Als der designierte Nachfolger von Vater Hafis al-Assad, Bashars älterer Bruder Basil, verunglückte, stieg Bashar unversehens zum Erbe des Diktators auf. Er reiste zurück nach Syrien, um sich auf die neue Aufgabe vorzubereiten. Der Kontakt zu Asma blieb aufrecht. Kurz nach Bashars Amtsantritt als Nachfolger des verstorbenen Vaters wurde geheiratet.

Asmas westliche Erziehung und ihr weltoffenes Auftreten förderten die Hoffnungen der Syrer, mit Bashars Machtübernahme würde sich an dem diktatorischen System etwas ändern, das sein Vater in 29-jähriger Herrschaft aufgebaut hatte. Öffentlich gab sie sich als Förderin der Künste und sprach sich für Erziehung und die Rechte der Frauen aus, während es ihr in der Assad-Familie gar nicht gut ging. Von vielen Mitgliedern wurde sie angefeindet, nicht zuletzt deshalb, weil sie ein sunnitischer Fremdkörper in der alawitischen Führungselite war.

Die Hoffnungen auf eine Öffnung zerschlugen sich. Syrien geriet unter anderem wegen seiner zwielichtigen Rolle im benachbarten Libanon in internationale Isolation. Und spätestens, seitdem die Ausläufer des Arabischen Frühlings vor einem Jahr auch Syrien erreichten, ist Asma al-Assad ebenso in Verruf geraten wie ihr Ehemann.

Luxus im Massaker

Zunächst wurden ihr Vorwürfe gemacht, dass sie zu den Vorgängen in ihrer Heimat schwieg. Als sie sich im Februar endlich zu Wort meldete, galten ihre Worte allerdings nur der Unterstützung ihres Gatten: "Der Präsident ist der Präsident aller Syrer, nicht nur eines Teils von ihnen, und die First Lady unterstützt ihn in seiner Aufgabe."

Seit die geknackten E-Mails bekannt wurden, steht die mittlerweile 36-jährige Mutter von drei Kindern in noch schlechterem Licht da. Ihre westliche Eleganz, die ihr vordem so viel Lob eingebracht hatte, führt nun zu ihrer Verurteilung - denn während tausende ihrer Landsleute sterben, will Asma auf den gewohnten Luxus nicht verzichten. Auf Shoppingtouren im Ausland kann sie zwar wegen der immer umfassenderen Sanktion des Westens nicht mehr gehen, aber sie ordert über das Internet Designerschuhe und Luxusmöbel.

Dabei ignoriert sie keineswegs die politischen Vorgänge in ihrer Umgebung, aber sie äußert sich - immer vorausgesetzt, die E-Mails sind echt - in überaus zynischer Weise. Über die zerschossene Rebellenhochburg Homs, die Stadt, aus der ihr Vater stammt, macht sie Witze. "Ein wirklich fröhlicher Student aus Homs", betitelte sie ein Mail an ihre Familie in London. In einer anderen Mail nennt sie die Menschen in Homs Studenten, die keine Chance auf ein Examen hätten. Und die Zeitung "Telegraph" zitiert ein Schreiben, in dem es darum geht, wie viel Aufmerksamkeit Eheleute einander schenken sollten: "Ich bin der wahre Diktator", schreibt sie, "er hat keine Wahl."