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Von dickem Blut und dünner Luft

Von Tamara Slavik

Analysen

Was ist dran am Blut-Doping? | Messmethoden umstritten. | Turin/Wien. Eine Doping-Razzia in den Häusern der österreichischen Langläufer und Biathleten in der Olympia-Region und deren Folgen sorgen derzeit für böses Blut und Verdächtigungen en masse. Dabei herrscht sowohl über die Ergebnisse der Doping-Tests als auch über die gefundenen Geräte und Präparate noch Unklarheit.


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Allein die Umstände, unter denen es zu den Hausdurchsuchungen gekommen war, sowie das Verhalten des ebenso unerwünschten wie gesuchten Betreuers Walter Mayer und einiger Athleten nähren die Verdachtsmomente, dass bei den Biathleten nicht alles "sauber" zugegangen ist. Und wecken Erinnerungen an Salt Lake City, wo nach der Abreise der Olympia-Mannschaft in einem Haus der Langläufer verdächtige Geräte und blutverschmierte Beutel gefunden worden waren. Nach anfänglichem Leugnen der Beteiligten stellte sich später heraus, dass Mayer an den Athleten alternative Behandlungsmethoden, bei der den Sportlern mit Ozon behandeltes Eigenblut injiziert wurde, zur Anwendung gebracht hat.

Laut Mayer hätte dies nur der Regeneration nach den Bewerben gedient, für das IOC fiel dies aber unter unerlaubte Manipulation am Athletenblut. Beim herkömmlichen Blutdoping wird dem Sportler einige Wochen vor dem Wettkampf Blut abgenommen. Nachdem sich neues gebildet hat, wird ihm das entnommene oder einzelne Bestandteile kurz vor dem Bewerb wieder zugeführt - und er kommt kurzfristig in den Genuss einer höheren Sauerstoffaufnahmekapazität im Blut. Die Folge ist eine deutlich verbesserte Ausdauerfähigkeit.

Nach einem ähnlichen Prinzip läuft Doping mit EPO ab, seit den Skandalen bei Radrennen in aller Munde. Dabei wird dem Sportler künstlich hergestelltes Erythropoetin - ein Hormon, das die Bildung von roten Blutkörperchen anregt - zugeführt.

Im Gegensatz zur Einnahme anderer Substanzen wie Wachstumshormonen, Betablockern, Aufputschmitteln oder anabolen Steroiden kann Blutdoping nur schwer nachgewiesen werden. Als Parameter für die Tests auf EPO-Doping gilt der Hämatokrit-Wert, der den Anteil des Hämoglobin (Farbstoff der roten Blutkörperchen) am Gesamtblut angibt. Eine Methode, die aber nicht unumstritten ist: Erstens, weil der Hämoglobin-Anteil von Mensch zu Mensch genetisch bedingt unterschiedlich ist, zweitens, weil sich die Zusammensetzung des Blutes auch aufgrund natürlicher Einflüsse von außen, wie z.B. beim Höhentraining, verändern kann. Ein erhöhter Wert muss daher nicht zwangsläufig auf Doping schließen lassen.

Ist er aber zu hoch, müssen nicht nur bei Doping-Jägern, sondern auch bei "Normal-Medizinern" die Alarmglocken schrillen: Durch die Verdickung des Blutes schnellt auch die Gefahr von Thrombosen und Herz-Kreislauf-Schäden in die Höhe.