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Von E-Gitarren zum Everest

Von Reinhold Aumaier

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Stefan Wagner präsentiert uns diese Woche im Ö1-"Radiokolleg" vier Virtuosen an der E-Gitarre. Gegen die Jazzer Scofield und Montgomery ist nicht das Geringste einzuwenden. Nur am Montag war man ganz Widerspruch. Es ist für Leute mit offenen Sinnen und Geschmack nun mal so, dass B. B. King zu den meist überschätzten Musikanten auf dieser Erde gehört. Sein Angebot: Der von Leid entrümpelte, abgehobelte, allzu leicht verkäufliche Blues - ein Widerspruch in sich. Da wären ein Elmore James oder Buddy Guy viel repräsentativer und im wahrsten Wortsinn beeindruckender gewesen. Dass der Kenner statt Carlos Santana den nach Jimi Hendrix wohl genialischsten Zauberer der E-Gitarre, nämlich Jeff Beck, lieber gehört hätte, sei ebenfalls vermerkt. Zu jammern hat auch der Käufer so genannter Hybrid-CDs, obwohl er für viel Geld das Beste vom Besten bekommt; z. B. einige der solcherart neu aufbereiteten Dylan-Platten. Wolfgang Kos gab in den "Spielräumen" einen hörenswerten Vorgeschmack - von "Chimes Of Freedom" bis zu "Sara". Hat Bob Dylan sein Leid über das Zerbrechen seiner Ehe in einen zeitlos berührenden Englishwaltz gefasst, so pressten die am Everest-Gipfel gescheiterten Schweizer ihre Enttäuschung direkt in die Mikros und Kameras des Schweizer Fernsehens. 3sat zeigte die letzte Folge von "Everest". Woran die Kraxler gescheitert sind? Am Stau beim "Second step" kurz vorm Gipfel. Bei eisig kaltem Wind zwei Stunden Wartezeit in Kauf zu nehmen, weil inzwischen Krethi & Plethi das scheinbar höchste der Gefühle nachempfinden wollen: Nein, danke; der Überlebenswille geht vor. Wie man sich in der kombinierten Einzel- und Teamsportart des "Dolomitenmannes" schindet, zeigte anschließend der ORF-Sport in TW1. Glücklich, weil nur vom schlichten Tagwerk erschöpft, ging man zu Bett.