Die Wiener Börse konnte sich in der ersten Februarwoche erneut von der schwachen Entwicklung der internationalen Aktienmärkte abkoppeln und setzte ihren Höhenflug weiter fort. Wien ist damit auch die einzige europäische Börse, die im bisherigen Jahresverlauf eine positive Performance erzielte.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 22 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Obwohl sich in letzter Zeit die Anzeichen für eine baldige Konjunkturerholung verdichtet haben, befinden sich die Börsen weltweit auf Talfahrt. Die größten Störfaktoren kommen von den Unternehmen selbst. So etwa berichteten DaimlerChrysler und Philips von Umsatzrückgängen und dem Abgleiten in die Verlustzone.
Schwer gestört wurde das Vertrauen der Anleger auch durch dubiose Bilanzierungspraktiken wie bei Enron oder etwa von der Ankündigung der Allied Irish Banks, daß diese 750 Mill. US-Dollar durch wahrscheinlich betrügerische Devisengeschäfte bei ihrer amerikanischen Tochtergesellschaft verloren hat. Gegen solche massiven Einflüsse sind die Börsen machtlos. Da helfen die zarten Pflänzchen einer sich abzeichnenden Konjunkturerholung überhaupt nichts.
Vor diesem düsteren Hintergrund hat sich der österreichische Aktienmarkt in ausgezeichneter Verfassung präsentiert. In den letzten sechs Börsentagen kletterten die Indizes in Wien tagtäglich auf neue Jahreshöchststände.
Sehr positiv für den Markt ist, daß der Anstieg aufgrund der gestiegenen Nachfrage in- und ausländischer Investoren mit deutlich gewachsenen Umsatzvolumina erfolgt ist. So lagen die durchschnittlichen Tagesumsätze in der abgelaufenen Woche um beachtliche 50% über dem bisherigen Jahresdurchschnitt.
Der Wiener Blue Chip Index ATX kletterte im Wochenverlauf um 3% und schloß mit 1.206,85 Zählern nur knapp unter dem neuen Jahreshoch von 1.208,79 Punkten. Der weiter gefaßte ATX Prime stieg um 2,6% auf 623,59 Punkte und der WBI als Indikator für den Gesamtmarkt um 1,7% auf 483,15 Zähler. Wien entwickelte sich damit völlig konträr zu den wichtigen internationalen Börsenplätzen. So etwa verlor der deutsche Leitindex DAX mehr als 4%, ebenso der Dow Jones Euro Stoxx 50. Auch die in Wien notierten wachstums- und technologieorientierten Werte, die im ViDX abgebildet werden, konnten mit einem Plus von 2% die internationalen Wachstumsbörsen outperformen, die zwischen sechs und acht Prozent eingebüßt haben.
Im obersten Marktsegment der Wiener Börse, dem prime market, avancierte der ATX-Titel Palfinger mit einem Plus von 10,9% zum Gewinner der Woche. Die Aktie hat wieder Phantasie bekommen, weil Palfinger dieser Tage den Startschuß für ein Konzept zur Standortbereinigung gegeben hat. Der Kran- und Hebesystemhersteller erwartet sich daraus Einsparungen von jährlich 10 Mill. Euro ab 2004.
Sehr positiv entwickelte sich auch Austrian Airlines, die bereits um über 12% zulegen konnte, am Freitag aber unter Gewinnmitnahmen litt. Beflügelt wurde die Aktie offensichtlich vom Einstieg des US-Investors Wyser-Pratte. Einen ähnlichen Effekt gab es für BBAG (+8,8%), bei welcher das New Yorker Investmenthaus Arnhold & S. Bleichroeder mit 5,08% eingestiegen ist. Kräftige Kursanstiege verzeichneten auch RHI (+8,5%), Erste Bank (+6,4%), Flughafen Wien (+6,2%), BWT und Brau-Union (jeweils +5,8%) sowie Wolford (+5,3%).
Auf der Verliererseite standen Rosenbauer (-7,7%), BETandWIN.com (-6,3%), SW Umwelttechnik (-5,4%), Feratel (-4,5%) und voestalpine (-4,1%).
Im Marktsegment standard market continuous blieben die Kursveränderungen eng begrenzt. Positiv aufgefallen sind hier lediglich Admiral Sportwetten (+2,7%) und Bau Holding Strabag (+2%).
Im standard market auction kletterten igm Vorzug um 33,3%, gefolgt von Darbo (+17,1%), Steirerobst (+15,7%) sowie Vogel & Noot Vorzug (+15,4%). Agra Tagger stürzten um 53,3% ab. Deutlich schwächer notierten weiters ATB Austria (-19,8%) und INKU (-18,3%).
Werner M. Szabó ist Redakteur der Zeitschrift "bankundbörse"