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Von Elfenbein und goldenen Eiern

Von Heiner Boberski

Wissen

Fachtagung zum Wert der Wissenschaft für die Gesellschaft - durch Erfindungen und Menschen.


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Wien. Wissenschaft hat großen Wert - nicht nur im ökonomischen Sinn und für die daran Beteiligten, sondern für die ganze Gesellschaft. Das war das - nicht wirklich überraschende - Fazit der Tagung "The Value of Science - Vom Wert der Wissenschaft" am Mittwoch in Wien, ergriffen doch am Podium ausschließlich Personen aus Wissenschaftseinrichtungen das Wort. Veranstalter waren die Österreichische Universitätenkonferenz (Uniko) und der Rat für Forschung und Technologieentwicklung (RFT).

In der Antike, so Uniko-Präsident Heinrich Schmidinger, sei Wissenschaft als Suche nach wahrer Erkenntnis unbestritten gewesen, heute müsse sie sich ständig rechtfertigen und fragen lassen, welchen ökonomischen Nutzen sie bringe. Eine Einrichtung wie die Universität Salzburg, deren Rektor Schmidinger ist, bringe nicht nur einen ähnlichen Geldfluss wie die Salzburger Festspiele (rund 250 Millionen Euro pro Jahr) in Bewegung, sie leiste auch einen gesamtkulturellen Beitrag und sei mit 3000 Arbeitsplätzen eine wichtige Sozialeinrichtung.

Der stellvertretende RFT-Vorsitzende Peter Skalicky zitierte den französischen Gelehrten Henri Poincaré: Eine nur an ökonomischen Aspekten orientierte Wissenschaft sei fruchtlos. Skalicky warnte vor einem "Tunnelblick auf die Verwertbarkeit" wissenschaftlicher Arbeit. Die Weltraumfahrt und das Kernforschungszentrum Cern sollten nicht nur deshalb gesellschaftlich akzeptiert sein, weil damit die Erfindung der Teflon-Pfanne beziehungsweise des Internets verbunden sei. Der Forderung nach einer "Bringschuld der Wissenschaft" stellt Skalicky eine "Holschuld der Gesellschaft" gegenüber. Es gehe um die richtige Balance, nicht um einen abgekapselten Turm der Wissenschaft: "Elfenbein ist ein Material, das out ist."

Die US-amerikanische Wirtschaftsforscherin Paula Stephan von der Georgia State University erläuterte, wie Wissenschaft die ökonomische Entwicklung prägt. Vor allem im Bereich Gesundheit sei das auch gesellschaftlich akzeptiert. Zum Beispiel beruhten drei Viertel der wichtigsten Arzneimittel, die zwischen 1965 und 1992 eingeführt wurden, auf öffentlicher Forschung. Etliche Erkenntnisse führten aber oft erst nach Jahrzehnten zu allgemein anwendbaren Ergebnissen. Es sei daher kurzsichtig, nur auf relativ schnell vermarktbare Produkte abzuzielen und die Grundlagenforschung zu vernachlässigen, denn das bedeute, "die Gans zu töten, die goldene Eier legt".

Wie Stephan hoben Ulrike Felt vom Institut für Wissenschafts- und Technikforschung der Uni Wien und Elisabeth Freismuth, Rektorin der Grazer Uni für Musik und darstellende Kunst, hervor, wie sehr Wissenschaft in der Lage ist und in noch höherem Maß sein könnte, durch die gute Ausbildung von Studierenden in die Gesellschaft hinein zu wirken.

Aus Sicht der Expertin Gi-Eun Kim ist den Menschen in ihrer Heimat Korea der Nutzen von Wissenschaft leicht begreiflich zu machen: "Sie denken an ein moderneres Smartphone oder an einen Roboter für den Haushalt, der ihnen die Arbeit erleichtert."