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Von Erdberg nach Südosteuropa

Von Bernd Vasari

Politik

Hochbetrieb herrschte zu Pfingsten am Vienna International Busterminal. | Wien. Ungewöhnlich stark frequentiert ist der "Vienna International Busterminal" (VIB) in Erdberg in den Feiertagen wie Weihnachten, Ostern oder eben jetzt gerade zu Pfingsten. "Fast 160 Busse wurden in dieser Zeit täglich abgefertigt", berichtet Friedrich Haberfellner, Büroleiter von Eurolines in Wien. Doch auch an anderen Tagen starten täglich bis zu 50 Busse nach ganz Europa. "Das sind zwischen 2000 und 3000 Passagiere pro Tag", so Haberfellner. Der VIB ist damit Österreichs größter Busbahnhof .


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"Die Ost- und Südoststrecken werden vor allem für Familienbesuche genutzt", berichtet Ulrike Wagner, zuständig für die Administration bei Eurolines. "Ich arbeite als Putzfrau in Wien und habe die nächsten drei Wochen frei", erzählt eine in der Ukraine geborene Frau, die ihren Urlaub bei ihrer Familie in Riwne im Nordwesten der Ukraine verbringen wird. "Ich fahre nach Zenica und werde meine Großeltern besuchen", so ein anderer Fahrgast, der nach Bosnien-Herzegowina unterwegs ist. Der in Wien geborene Politikwissenschaftstudent nimmt sich alle vier, fünf Monate Zeit, um nach Zenica zu fahren. "Als Kind war ich oft bei meinen Großeltern. Heute besuche ich sie zwei-, dreimal im Jahr." Die günstige Busfahrt hat sich mittlerweile herumgesprochen. Für 45 Euro fahren auch Österreicher mal gerne nach Belgrad auf Urlaub.

Mehr als 35 private Busunternehmen haben sich unter dem Dachverband Eurolines eingefunden und ein europäisches Liniennetz zusammengestellt. Hauptkonkurrent ist die Bahn. Mit der ÖBB-Tochter Postbus hat man sich hingegen arrangiert: "Mittlerweile wird die Zusammenarbeit mit Postbus forciert", so Haberfellner. Die Gegenseite bestätigt: "Jedes Unternehmen muss wirtschaftlich denken, aber es gibt durchaus Kooperationen", erzählt Karin Gruber, Pressesprecherin von ÖBB-Postbus GmbH. "Sollte beispielsweise die Kapazität auf bestimmten Routen nicht ausreichen, dann kann es zu Abvermietungen von Busunternehmen kommen, die eigentlich unter dem Dachverband von Eurolines stehen."

Zum Terminal gehört neben dem Busparkplatz mit der Größe eines Fußballfeldes auch ein Wartehäuschen und ein Würstelstand, in dem eine Kellnerin aus der ex-jugoslawischen Community arbeitet. Sie erzählt vom früheren Jugoslawien, in dem "alles besser gewesen" wäre. Der Bürgerkrieg aus den 1990er Jahren sei aber heute kein Thema mehr: "Die Busfahrer reden untereinander, egal woher sie kommen." Schließlich gäbe es "überall gute und schlechte Menschen". Ein Fahrgast, der neben ihr steht und öfters den Bus nach Serbien nimmt, ergänzt: "Oft sitzen Serben und Albaner im selben Bus nebeneinander."