Fünf Jahre Erasmus für Jungunternehmer: Beide Seiten profitieren.
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Wien. Jeder Student kennt das Erasmus-Programm der EU als Möglichkeit, an einer Partneruniversität in Europa für ein oder zwei Semester zu studieren. Was noch nicht so bekannt ist: Seit 2009 gibt es Erasmus auch für Jungunternehmer. Bei dem Austauschprogramm verbringen angehende Gründer und Jungunternehmer ein bis sechs Monate in einem anderen EU-Land und arbeiten in einem etablierten Klein- oder Mittelbetrieb.
Einer der Teilnehmer ist Christian Soucek, seit Dezember 2011 CEO des Handelsunternehmens COWStyle. Sechs Monate verbrachte Soucek bei einem Gastunternehmen in Deutschland. "Die Zusammenarbeit war sehr zielgerichtet und offen, man stand mir jederzeit für Fragen aller Art zur Verfügung, und ich wurde komplett in das Unternehmen integriert", berichtet Soucek. Er habe sich Kompetenzen im Bereich Online Marketing, Social Media, E-Commerce und Traffic Management aneignen können, die für sein Unternehmen mit eigenem Webshop, das er gemeinsam mit zwei Partnern führt, enorm wichtig seien. Und er habe eine Vielzahl an Kontakten geknüpft.
Unternehmensberaterin Cornelia Daniel-Gruber - ihre Firma Dachgold begleitet Gewerbebetriebe bei der Umsetzung von Solarthermie und/oder Photovoltaikanlagen - hat als Erasmus-Teilnehmerin gemeinsam mit einem Partner des Gastunternehmens in Nürnberg eine Studie über die Photovoltaikmärkte Österreich und Deutschland verfasst. Sabrina Schifrer wiederum holte sich in Berlin neue Inspirationen für ihr Unternehmen GS gain&sustain, die sie gut für die Entwicklung eines Coworking Spaces in Kärnten einsetzen kann.
Deutschland und Großbritannien waren für die österreichischen Unternehmer bislang die beliebtesten Zielländer, aber auch nach Spanien, Portugal, Griechenland, Bulgarien und andere Staaten zog es die heimischen Teilnehmer. Während des Aufenthaltes werden sie von der EU mit monatlich 530 bis 1100 Euro gefördert.
Seit Beginn des Programms 2009 ist die Junge Wirtschaft (JW) als Vermittlungsstelle für das Austauschprogramm involviert und verhalf schon über 80 angehenden Unternehmern bei der Teilnahme. "Gerade in der Vorgründungsphase können Jungunternehmer und Start-ups wichtige Erfahrungen bei erfolgreichen Unternehmen sammeln und schon früh ein internationales Netzwerk aufbauen. Das ist für die spätere unternehmerische Tätigkeit sehr hilfreich", sagt Herbert Rohrmair-Lewis, Bundesvorsitzender der Jungen Wirtschaft.
Die Bilanz nach fünf Jahren "Erasmus für Jungunternehmer": Über ein Drittel der rund 5000 Teilnehmer gründeten ihr eigenes Unternehmen. Auch die Gastunternehmer profitieren: 60 Prozent geben an, neues Know-how und frische Ideen generiert zu haben, 65 Prozent konnten sogar neue Märkte erschließen und so ihren Umsatz steigern.
Wissen
Das Erasmus-Programm der EU, gegründet 1987, ist nach Erasmus von Rotterdam benannt, einem Humanisten, der im 16. Jahrhundert lebte. Erasmus für Jungunternehmer (Erasmus for Entrepreneurs) wurde 2009 ins Leben gerufen.
Die 37 teilnehmenden Länder sind die 28 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union sowie Liechtenstein, Norwegen, Mazedonien, Island, Montenegro, Türkei, Albanien, Serbien und Israel.
Das gastgebende Unternehmen muss ein KMU entsprechend der Definition der EU sein, das heißt, es darf zum Beispiel maximal 250 Personen beschäftigen.
Die Länge des Austauschs ist nach Absprache zwischen einem Monat und sechs Monaten frei wählbar. Gastunternehmer können auf freiwilliger Basis ein Entgelt bezahlen. Bewerbungen als Gastunternehmer sowie als Jungunternehmer beziehungsweise Gründer sind jederzeit im Rahmen des laufenden Programmzyklus bis Jänner 2016 möglich. Für Österreich hat die Junge Wirtschaft die Funktion der Vermittlungsstelle übernommen.
Mehr zu Erasmus für Jungunter-
nehmer unter der Telefonnummer
05 90 900 - 4859 und
erasmus@jungewirtschaft.at.