Makava: eine österreichische Erfolgsgeschichte - ganz ohne klassische Werbung.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 10 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Wien. Die Sonne lacht vom Himmel, als Jan Karlsson das Gartentor einer Villa unweit des botanischen Gartens in Graz öffnet und in die Büroräume schreitet. Um ihn herum und in jedem der gemütlich eingerichteten Altbauräume finden sich lachende Sonnen: auf Kisten, auf Taschen, auf Buttons, auf Plakaten und auf den Etiketten von Flaschen, die den Namen "Makava" tragen. "Das ist unsere Insel", sagt Agnes Fogt lächelnd.
Hinter der lachenden Sonne steckt eine österreichische Erfolgsgeschichte, die mit der simplen Idee begann, ein neues Getränk zu erfinden. Dass der Idee ein Start-up-Unternehmen folgen würde, das mittlerweile erfolgreich über die Landesgrenzen hinweg expandiert, konnte 2001 wohl niemand voraussehen. Am allerwenigsten Michael Wihan und Jan Karlsson, damals noch Studenten, die das gemacht haben, was Studenten mitunter neben dem Studieren noch gerne tun, nämlich feiern.
Als Wihan eines Tages einen Kater hatte, kam ihm der Gedanke, ein Getränk zu brauen, das über den üblen Zustand hinweghelfen könnte. Im selben Jahr besuchte Karlsson seine Schwester in Südamerika, kam dort erstmals mit dem koffeinhaltigen Mate-Tee in Kontakt und reiste am Ende mit sieben Kilo Tee im Rucksack wieder zurück nach Österreich. "Wir haben dann immer warmen Mate-Tee aus ausgehöhlten Kürbissen getrunken und auch Freunden angeboten", erzählt Jan, "Leider haben die meisten wegen des herben Geschmacks immer ihre Gesichter verzogen." Daraufhin wurde eifrig mit verschiedenen Zutaten wie Melasse, Milchzucker, Agavendicksaft, Honig, Kardamom und Rotbusch experimentiert, bis die endgültige Rezeptur und der richtige Geschmack gefunden waren. Der Name "Makava" leitet sich von Kava Kava, einem hawaiianischen Rauschpfeffer ab, der ursprünglich auch eine Zutat war.
Biologisch und sozial
Zu den Hauptzutaten des Eistees zählen Zitronen, die das Getränk haltbar machen, Holunder, Rübenzucker, Quellwasser, schwarzer und weißer Tee und Mate-Teeblätter. Ab September werden die Grazer den Tee zusammen mit einem Schweizer Unternehmen, quasi als Einkaufsgenossenschaft, direkt von einem Händler aus Argentinien beziehen, dessen Vorfahren 1870 aus Österreich ausgewandert sind.
Der Import ist mittlerweile zu einer kostspieligen Angelegenheit geworden, denn der Preis für die Blätter ist in den vergangenen dreizehn Jahren um 250 Prozent gestiegen. Abgefüllt werden die Flaschen in Millstatt in Kärnten. Das bio-soziale Unternehmen, wie sich die Makava delighted GmbH selbst bezeichnet, bezieht alle Zutaten aus biologisch kontrolliertem Anbau, die Teeblätter stammen ausschließlich aus fairem Handel.
Auch beim Marketing ist man bei Makava immer seiner Linie treu geblieben. So hat man von Anfang an auf klassische Werbung verzichtet und mittels Events und Kooperationen im Kultur- und Sozialbereich geworben - und natürlich über Facebook. Die Seite hat mittlerweile knapp 15.800 Likes.
Seit zwei Jahren schuldenfrei
Doch eine Idee allein reicht noch lange nicht aus, um eine Erfolgsgeschichte zu schreiben, dafür bedarf es in erster Linie eines gewissen Startkapitals. Die nötige Finanzspritze kam damals vom Zentrum für angewandte Technologien in Leoben in Form eines zinsfreien Kredits in der Höhe von 72.000 Euro. Zusätzlich gab es noch einmal 60.000 Euro vom österreichischen Inkubatorennetzwerk AplusB (Academia plus Business) geschenkt. "Seit 2012 sind wir schuldenfrei", sagt Jan Karlsson stolz. "Viele hatten jahrelang den Eindruck, dass wir sicher schon Millionäre sind, dabei haben wir lange ums Überleben gestrampelt." Vor ein paar Jahren stand das Unternehmen sogar kurz vor dem Konkurs, als die Bank kurzzeitig den Geldhahn zudrehte. "Zu der Zeit war ich gerade in Berlin", schildert Karlsson die damals prekäre Situation, "da ist es uns richtig dreckig gegangen, und wir haben nach einem Investor gesucht." Durch Zufall konnte ein Geldgeber gefunden werden, der dem Unternehmen 20.000 Euro zuschoss: "Das hat uns gerettet." Auch Agnes Fogt, die sich seit Jahren um PR und Kommunikation bei Makava kümmert, hätte die Crew damals fast verlassen. "Wirklich von diesem Job leben kann ich auch erst seit kurzem", gesteht die junge Frau, die als Einzige in dem achtköpfigen Team das macht, was sie gelernt hat. Der Rest besteht aus Quereinsteigern.
"Österreich plus Speckgürtel"
Neben viel Durchhaltevermögen und finanzieller Unterstützung war bei Makava auch sehr viel Glück im Spiel, wie alle bestätigen. "Wir sind wahre Glücksschweinchen und Sonnenkinder", so Fogt, "aber man muss auch Spaß haben an dem, was man tut, sonst hält man nicht durch."
Trotz des Erfolgs gibt es klare und moderate Ziele für die Zukunft. Nachdem 2012 die Handelskette Spar als Partner gefunden werden konnte, stehen die Flaschen mit dem sonnigen Etikett in Spar-Regalen in Wien, der Steiermark, in Nieder- und Oberösterreich. Seit einem Monat gibt es auch österreichweite Verträge mit den Handelsketten Billa, Merkur und Sutterlüty. Weiters verkauft man in Gastronomiebetrieben in Österreich und vereinzelt in Deutschland das Getränk, das "an- aber nicht aufregt". Daneben gibt es Kooperationen mit Absolut Wodka und Jägermeister. Das "Vodkava" zählt bereits seit Jahren zu den populärsten Longdrinks in Graz. Eine weitere Expansion ist zwar geplant, aber in Maßen. "Österreich plus ein bisschen Speckgürtel", weiter soll es nicht gehen, erklärt Fogt. "Sobald eine Firma zu groß ist, geht das Persönliche verloren. Wir haben eine sehr flache Hierarchie, und das soll auch so bleiben."