Alle weltliche Macht - und auch ihr Missbrauch - segnet irgendwann das Zeitliche. Und das ist gut so.
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Die Macht der Landesfürsten in Österreich ist für den Normalsterblichen mitunter unermesslich. Sie herrschen zuweilen ohne Genierer und gegen die Interessen des Volkes. Ein Märchen.
Aus Märchenerzählungen kann man viel lernen, finde ich. Darum stelle ich den Fürsten der Finsternis dieses hier als Mahnung zur Verfügung. Mögen sie darin erkennen, dass sie vom rechten Weg abgekommen sind:
Dereinst gab es im Süden des Landes einen Fürsten, der für seine eigene Erhöhung das Volk nach allen Regeln der Verdunkelungskunst aussackelte. Um das Volk zu beschäftigen und damit es ihm weiter die Füße küsse, verteilte er einiges an Geld in 100er-Scheinen. Viele Menschen jubelten. Zu viele. Zu lange. Am Ende mussten sie erkennen, dass sie - und zwar die Bürgerinnen und Bürger des ganzen Reiches, weit über das Fürstentum hinaus - für diesen Betrug bezahlen mussten. Heftig bezahlen mussten. Und lange. Die Bürger sagten: "Mit uns nie mehr!"
Doch ganz so ernst war es nicht gemeint. Denn die Geschichte wiederholte sich. Laufend. In vielerlei Ausführungen. Eine neuzeitlich elegante Variante lautete so: Ein anderer, ebenso "großer" Fürst gründete mit "geschenktem" Geld eine Privatstiftung für Wohltaten für das Volk. Wofür er Geldgeschenke bekam, war nicht begreiflich. Aber das war auch egal. Denn der Fürst fand es gut. Und er ließ sich fortan jährlich von den Untertanen Geld drauflegen, ohne dass diese es bemerken sollten. In einem Hohen Haus in der großen Stadt wurde zwar so eine "Transparenzdatenbank" beschlossen, doch der Fürst sprach sich mit seinen Kollegen ab. Mit Transparenz hatte er nichts im Sinne. "Neumodisches Zeug. Die sollen uns mal, quasi kreuzerlweise. Wir haben die Macht und das Geld. Und wir machen, was wir wollen", sprachen die neun Landesfürsten und machten weiter wie bisher.
"Sonnenlicht ist das beste Desinfektionsmittel", schrie da einer. Doch auch das beeindruckte sie anfangs nicht. Denn auch mit dem Tageslicht waren sie gut befreundet. Dieses schalteten sie gekonnt ein und aus, wann sie es wollten. Wenn der Fürst "den gütigen, volksverbundenen Onkel" gab, dann verwandelten alle Scheinwerfer des Fürstentums die Nacht zum Tag. Er hatte gleichsam Befehl über die Sonne. Ein Sonnenkönig.
Und das Volk jubelte. Viel, laut und lange. Zu seinem Geburtstag strömte das Volk herbei in großer Zahl. Sie huldigten ihm, sie besangen ihn, sie segneten ihn. "Lang lebe der König! Lang lebe der König!" Dem Fürsten gefiel es. Sie aßen gemeinsam Schweinshaxen, Brathendl und panierte Wiener Schnitzel. Dem Volk schmeckte es. Der Fürst regierte weiter.
An dieser Stelle müsste das klassische Märchen enden: Und wenn sie nicht gestorben sind, dann fressen, jubeln und regieren sie noch heute.
Alternatives Ende: Doch sie vergaßen, dass schon so mancher von hoch zu Ross auf den Boden gefallen war. Oder noch banaler: Doch sie vergaßen, dass alle weltliche Macht - und auch ihr Missbrauch - irgendwann das Zeitliche segnet. Immer wieder. Und das ist gut so.