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Von Haberern und Herzschmerzen

Von Katharina Schmidt

Politik

Ex-Bawag-General verweigerte mehrfach die Aussage. | Elsner zu Atomic: "Schlögl nicht unter Druck gesetzt." | Wien. Herzoperationen können das Gedächtnis beeinträchtigen. Das hat zumindest der ehemalige Bawag-Generalsekretär Helmut Elsner betont, als er am Mittwoch zum zweiten Mal dem Banken-Untersuchungsausschuss Rede und Antwort stehen musste. "Das wird Ihnen jeder praktische Arzt bestätigen", sagte der vor einigen Wochen am Herzen Operierte fast schon entschuldigend.


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In schottisch karierter Hose und Trainingsjacke, stets flankiert von zwei gestrengen Justizwachebeamten, wurde Elsner um 8 Uhr früh vom Landesgericht ins Parlament überstellt. Seelenruhig schlürfte der prominente U-Häftling seinen Kaffee, während Ausschussvorsitzender Martin Graf (FPÖ) seine Belehrung verlas. Auch das Blitzlichtgewitter der Fotografen ließ Elsner scheinbar kalt.

Die Befragung des 72-Jährigen war, wie berichtet, in der vergangenen Woche aus gesundheitlichen Gründen unterbrochen und auf gestern vertagt worden. Zwar konnte der Ausschuss inzwischen bei der Bawag eine Befreiung Elsners von der betrieblichen Schweigepflicht erreichen. Besonders aufschlussreich waren seine Aussagen dennoch nicht - konnte sich der Ex-Generalsekretär doch immer noch auf das gegen ihn eingeleitete Strafverfahren und das Bankgeheimnis als Entschlagungsgründe berufen.

Kein Kontakt zu Flöttl

Mit leiser, aber bestimmter Stimme bestritt Elsner, dass er mit dem Investment-Banker und nunmehrigem Mitangeklagten Wolfgang Flöttl nach dem Jahr 2000 noch Kontakt gehabt hätte. Flöttls Verluste hätten innerhalb der Bawag kompensiert werden können, "mit der Postsparkasse hatte das gar nichts zu tun", erklärte Elsner, auf den Ankauf der P.S.K. angesprochen.

Nichts gewusst haben will Elsner auch von Zahlungen der Bawag an die Familie des israelischen Ex-Premiers Ariel Sharon 2002. "Es ist mir nicht bekannt, dass die Bawag politischen Einfluss auf die Beziehungen Österreich-Israel nehmen kann", so Elsner.

Graf unter Beschuss

Erinnerungslücken hatte Elsner, was seine mutmaßliche Intervention beim ehemaligen Innenminister Karl Schlögl (SPÖ) betrifft. Schlögl hatte erklärt, er habe Elsner in einem persönlichen Gespräch mitgeteilt, dass er die Ermittlungen zur Insolvenz des Ski-Herstellers Atomic nicht beeinflussen werde. Elsner konnte sich an ein derartiges Gespräch nicht erinnern - er habe lediglich einen Brief an den Innenminister geschrieben. Aber "unter Druck gesetzt habe ich Schlögl nicht", sagte er.

Auf Grafs Mutmaßung hin, Elsner sei dann wohl ein "Banker mit einer unbedeutenden Rolle", wurde der 72-Jährige plötzlich laut und fauchte den Ausschuss-Chef an: "Das lass ich mir nicht bieten, Herr Abgeordneter."

Vranitzky-Aussage vertagt

Die rund dreistündige Befragung des Herzpatienten wurde einmal für eine Untersuchung unterbrochen, als Elsner meinte, es gehe ihm nicht gut. Um 10.45 Uhr wurde er durch ein Spalier von Journalisten zurück ins Graue Haus gebracht.

Mehr als drei Stunden dauerte dann die Befragung von Elsners Nachfolger als Bawag-General, Johann Zwettler, der sich von seinem Mitangeklagten distanzierte: "Ich war kein Haberer von Elsner." Wie schon Elsner will auch Zwettler nichts von Flöttls Geschäften mit der Meinl Bank gewusst haben.

Die Aussage von Ex-Bundeskanzler Franz Vranitzky wurde vertagt, er soll nun für Anfang Juni geladen werden. Bei der nächsten Sitzung am morgigen Freitag ist Wolfgang Flöttl geladen, Elsner soll am 30. Mai erneut aussagen.