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Von Herren und Sklaven in der IT

Von Gregor Kucera

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Der Ton macht die Musik und Sprache schafft Sichtbarkeit. Soweit, so gut. Nun hat im Zuge der Anti-Rassismus und Anti-Kolonialismus-Debatte in den USA in vielen Bereichen ein Umdenken und eine Sensibilität eingesetzt. Auch der Ruf nach Änderung von Computerbegriffen wurde lauter. Schon seit Jahrzehnten werden bei Programmiersprachen oder auch in der Fotografie die Begriffe "Master" und "Slave" unterschieden. Hinter "Master" und "Slave" ("Herr" und "Sklave") steht keine Notwendigkeit oder ein ausgeklügeltes Konzept, das sich nicht anders benennen lässt, sondern es geht immer um ein Abhängigkeitsverhältnis.

Der "Master" kontrolliert den "Slave", egal, ob bei Programmiersprachen, in denen eine Komponente eine andere steuert, oder bei Datenbanken, wo der "Master" Daten erhält und erst dann an die "Slaves" weitergibt. "Sollte von einem afroamerikanischen Softwareentwickler verlangt werden, Code zu schreiben, in dem ein Master-Prozess Sklaven befehligt?", heißt es in einem Gastbeitrag für die "Washington Post". Auch "Blacklist" und "Whitelist" stehen in der Kritik, in die "schwarze" Liste werden Absender eingetragen, die man automatisch ablehnt, während Absender aus der "weißen" Liste automatisch akzeptiert werden. Gute Hacker sind "White Hats", böse "Black Hats" - die Liste lässt sich noch um einiges verlängern.

Das Problem ist nicht, dass 2020 über dieses wichtige Thema diskutiert wird, sondern dass erst 2020 ernsthaft darüber geredet und nachgedacht wird.