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Von Kindesbeinen an

Von Alexandra Grass

Wissen
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Eltern wünschen sich für ihre Kinder eine sanfte Medizin.
© fotolia

Tag der Homöopathie ruft Skeptiker und Sympathisanten auf den Plan.


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Wien. Auch im Jahr 2013 kämpft die Homöopathie noch um ihre Anerkennung - wiewohl die weißen Zuckerkügelchen schon lange ihren Weg von Hinterzimmern in Arztpraxen in die wissenschaftlichen Hochburgen des Landes gefunden haben. Immerhin beheimatet Österreich mittlerweile 13 homöopathische Ambulanzen - von der Onkologischen Abteilung des Wiener AKH bis zur Kinderabteilung des LKH Bregenz.

"Vor allem in der Kinderheilkunde gibt es für viele Beschwerdebilder keine schulmedizinischen Mittel", sagte der Salzburger Pädiater Holger Förster am Dienstag. Ob Schreibabys, Ängste oder Lernschwierigkeiten. Auch bei ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätssyndrom), das bei etwa fünf bis zehn Prozent der Kinder auftritt, könne bei drei von vier Betroffenen mit Globuli eine deutliche Besserung erreicht werden. "Diese Medizin können wir überall auf der Welt reproduzieren. Wir können mit Homöopathie sehr viel erreichen, selbstverständlich nicht alles", betonte der Klagenfurter Allgemeinmediziner Erfried Pichler, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Homöopathie.

Insgesamt 63 Prozent der Österreicher setzen laut einer im Vorjahr durchgeführten GfK-Umfrage viel Vertrauen in die Homöopathie. Die Gründe sind vielfältig, schilderte Claudia Maurer, deutsche Heilpraktikerin und Obfrau des Vereins zur Förderung der Homöopathie und Gesundheit. 88 Prozent sind der Meinung, dass die Mittel weniger Nebenwirkungen haben als die Schulmedizin. 72 Prozent attestieren ihnen eine gute Wirksamkeit. Immerhin wenden 50 Prozent der Bevölkerung Globuli gegen Beschwerden wie Husten, Schnupfen oder Fieber an - 69 Prozent sind es bei Familien mit Kleinkindern.

Neue Studien

Die Mediziner konnten auch mit Studien aufwarten. So wurde bei 406 Kleinkindern das homöopathische Komplexmittel Viburcol N mit dem bei fieberhaften Infekten vielfach verabreichten Wirkstoff Paracetamol verglichen. Die Auswertung: "Ein vergleichbares therapeutisches Potenzial."

Bei Husten wurde ein Komplexmittel mit Codein-Präparaten verglichen und ebenso als gleichwertig befunden. Nach zwei bis drei Tagen wurde in beiden Gruppen bei 51 Prozent der 170 jungen Patienten eine Besserung beobachtet. Eine vollständige Beschwerdefreiheit ergab sich bei 92 Prozent der mit dem homöopathischen Mittel behandelten Patienten und bei 82 Prozent in der Kontrollgruppe.

Die Homöopathie besitzt auch ein hohes Einsparungspotenzial für das Gesundheitssystem und einen hohen volkswirtschaftlichen Nutzen, betonten die Experten. In den Niederlanden kommt eine Studie durch kürzere Spitalsaufenthalte und geringere Arzneikosten auf eine Kostenersparnis von sieben Prozent.

Dennoch wird den Medizinern immer wieder Scharlatanerie vorgeworfen. Auch heuer wieder gibt es zum Auftakt der internationalen Woche der Homöopathie von 10. bis 16. April, heute, Mittwoch, am Wiener Stephansplatz eine Aktion der "Skeptiker - Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften". Mit dem Schlucken einer "Überdosis" wollen Proponenten die Unwirksamkeit vorführen.

"Natürlich wird keiner von einer einmaligen Einnahme eines Fläschchens Globuli einen Schaden davontragen", erklärte Pichler. Um eine negative Auswirkung zu spüren, etwa Übelkeit, bedürfe es schon mehrmaliger Gaben über einen längeren Zeitraum. Als Hokuspokus bezeichnet auch einmal mehr der Wiener Hautarzt Theodor Much in seinem Buch "Der große Bluff - Irrwege und Lügen der Alternativmedizin" die Lehre Samuel Hahnemanns.

Für Homöopathie-Interessierte findet am 11. April in Wien ein Vortragsnachmittag "Sanft und sicher - rund um Kindergesundheit" statt. Auch in anderen Bundesländern wird es Infoveranstaltungen geben.