Zum Hauptinhalt springen

Von Liebhabern kurzer Ideen

Von Sabine Ertl

Kommentare

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 21 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Liebhaber des Kurzfilms, des seltenen Szene-Genres filmgewordener "kurzer" Ideen, mögen das Angebot im deutschsprachigen Fernsehen als karg, aber gut bezeichnen. In 3sat widmet sich zwei- bis dreimal die Woche das berühmte Viertelstündchen vor den Nachrichten dem Kurzfilm. Ergänzend und erhellend dazu ist das "Kurz-Schluss"-Magazin auf arte. Endlos scheint jedoch die ewige Diskussion, ob das prägnante Kurzformat von der flexiblen Dauer nicht allzu willkürlich als Lückenfüller eingesetzt wird.

Tatsächlich vorbei sind die Zeiten, als das Argument, Film ist Film, egal wie lang, noch irgendeine Bedeutung hätte. Denn wen interessiert es schon, wie der durchschnittliche 3sat-Seher die Zeit vor der "Zeit im Bild 2" verbringt? Beäugt er etwa ergriffen das dargebrachte Kurz-Kunstwerk oder vergönnt er sich wohlweislich vor dem aufwühlenden Tagesgeschehen eine Verschnaufpause? Lob gilt an dieser Stelle der durchdachten Gestaltung der 3sat-Fernsehabende. Folgte am Dienstag auf den deutschen Jugendfilm "Hand in Hand" pünktlich um Viertel vor zehn der schwedische Kurzfilm "Pablos Geburtstag", der in hintergründig eindringlicher Weise die Geschichte eines Jungen erzählt, der mit seiner Familie in einer Trabantensiedlung von Stockholm lebt. Dauer: 15 Minuten. Es folgt eine halbe Minute Pause. Ein Atemzug als harmonischer Übergang, bevor sich im Hintergrund leise die ZiB ankündigt. Des Kurzfilms später Sinn: Als Nachspann zum Film, als Vorübung zum medialen Tagesgeschehen. Als sachliches Angebot gesellschaftlicher Realität, in konkreten, ehrlichen, kurzen Bildern wirklich großer Ideen.