Das Volumen ausländischer Direktinvestitionen nimmt laut OECD zu. Besonders die USA verzeichnen ein Hoch. Das Geld fließt zumeist aus Luxemburg, doch die echte Herkunft bleibt im Dunkeln.
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Paris/Washington. Das Geld hat wieder Beine bekommen. Das weltweite Volumen transnationaler Direktinvestitionen (Foreign Direct Investment, FDI) ist im ersten Halbjahr 2015 auf 883 Milliarden US-Dollar gestiegen. Das bedeutet ein Plus von 13 Prozent gegenüber dem zweiten Halbjahr 2014.
Vor allem die USA verzeichneten einen Rekord an Kapitalzuflüssen. Allein im ersten Quartal 2015 fanden 200 Milliarden US-Dollar ihren Weg ins Land.
Das geht aus dem vierteljährlich erscheinenden FDI-Report der Organisation für Zusammenarbeit und Entwicklung, OECD, hervor.
Dass die USA so einen starken Influx an Geld verzeichneten, ist zum einen auf die robuster werdenden Daten der US-Konjunktur zurückzuführen.
Seit einem Jahr wartet die Finanzwelt auf das Ende der Nullzinspolitik der US-amerikanischen Notenbank Fed. Diese Woche hat die Notenbank noch gezögert, doch sehr deutlich gesagt, dass man für das nächste Treffen im Dezember, sehr genau die Wirtschaftsdaten im Hinblick auf eine mögliche Zinsanhebung beobachten werde.
Steueroptimierung durchAnkäufe aus dem Ausland
Doch das verbesserte Investitionsklima in den USA ist nur eine Seite der Medaille, weshalb die Kapitalflüsse in die USA derzeit einen neuen Höhepunkt erfahren. Der andere Grund, so die OECD, sei eine gestiegene Anzahl transnationaler Firmenübernahmen, die vor allem dazu da sind, die jeweilige Steuerlast der Firma in den USA zu verringern. Das geht etwa, indem eine Firma, die zum selben Imperium gehört, aber ihren Sitz außerhalb der Vereinigten Staaten hat, den US-Zweig kauft. Denn viele Betriebe in den USA klagen, dass ihre Gewinne zweimal besteuert werden: einmal im Ausland, wo sie erwirtschaftet werden, und einmal in den USA, wo legal der Firmensitz wäre. Andere Länder sind hingegen bei einer derartigen Doppelbesteuerung kulanter.
Die transnationalen Kapitalflüsse innerhalb der OECD wurden dementsprechend vor allem mit Geld aus Luxemburg angetrieben, schreibt die OECD, genauer gesagt, mit Geld von in Luxemburg ansässigen "Special Purpose Enterprises", kurz SPE. So heißen in der Finanzwelt Betriebe, die nur für einen bestimmten Zweck gegründet sind - und dieser Zweck heißt meist Steueroptimierung, nicht unähnlich einer Briefkastenfirma. "Luxemburger SPEs wurden verwendet, um die US-Betriebe zu kaufen", so die OECD.
Konkret stammen sagenhafte 77 Prozent der Gelder, die in den USA ankamen, aus Luxemburg. "Sie sind wahrscheinlich durch Luxemburger SPEs geflossen, bevor sie die USA erreicht haben. Deswegen ist es schwierig, die echte Herkunft dieser Gelder zu eruieren", schreibt die OECD.
Investitionen in Länder der OECD um 50 Prozent gestiegen
Insgesamt sind im Vergleich zur zweiten Jahreshälfte 2014 die FDI-Flüsse in OECD-Länder, sprich vor allem nach Nordamerika, Europa und Australien in den ersten sechs Monaten dieses Jahres um 50 Prozent gestiegen - von 375 Milliarden US-Dollar auf 564 Milliarden US-Dollar.
Die Zahlen der OECD bestätigen damit das Urteil vieler Wirtschaftsforscher, dass nach den globalen Turbulenzen das Kapital wieder die Schwellenländer verlässt und sich verstärkt den USA widmet.
Kapitalflüsse aus den OECD-Ländern haben allerdings auch zugenommen, und zwar um 10 Prozent von 526 Milliarden US-Dollar auf 581 Milliarden US-Dollar. Diese Entwicklung sei vor allem aufgrund von gigantischen Kapitalströmen aus dem kleinen Irland getrieben worden.
Das könnte vielleicht damit zusammenhängen, dass Irland im Oktober 2014 beschlossen hat, sein weltbekanntes Steuerschlupfloch, den "Double Irish", in den nächsten Jahren zu schließen.
Trotzdem bleibt Irland interessant. Es ist Mitglied der EU, die Amtssprache ist Englisch, die Steuergesetze sind im Vergleich noch immer kulant. Da wundert es wenig, dass Irland mit seinen knapp fünf Millionen Einwohnern gleichzeitig einen Kapitalzufluss von 23 Milliarden US-Dollar im ersten Halbjahr 2015 erzielen konnte. Zum Vergleich: Kanada, mit seinen 35 Millionen Einwohner siebenmal so groß, hat nur eine Milliarde mehr, nämlich 24 Milliarden US-Dollar Kapitalzufluss verzeichnet.
In Brasilien haben die FDI-Zuflüsse aufgrund der Rezession um 40 Prozent abgenommen.