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Von Sammlern &Vermüllern

Von István Orbán

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Harry von Blumenthal sammelt Unterschriften von Jungfrauen (an den Wänden seiner Behausung), Margret Archibald Frösche. Jerry Peters sammelt Fahrräder, Ken Bannister bananenartige Objekte, ein Konkursanwalt Totenköpfe, eine alte Dame Engel. So verschieden die Objekte ihrer Begierde auch sind, die Leidenschaft ist allen gemeinsam: sie sind besessene Sammler. Über sie berichtete "Nightwatch" am Dienstag in ORF 2. Und über noch ganz andere Kaliber: Etwa über den Professor in New York, der Bilder von Krankheit und Tod sammelt, angeblich die weltgrößte einschlägige Sammlung besitzt und mehrere Bücher darüber publiziert hat. Oder über den Chinesen in Hongkong, der über 10.000 Buddha-Statuen gesammelt hat und seit seinem Tod in Buddha-Pose einbalsamiert Teil seiner eigenen Sammlung ist. Wir begegneten dem Pinguin-Mann, der sich - vor die Wahl gestellt - gegen seine Frau und für seine Leidenschaft entschied; der Dosen-Sammlerin (über 23.000), deren Mann das Ganze schrecklich findet; und dem Alles-Sammler, der "die vielen Dinge, die man so braucht" in einer selbstentwickelten Computer-Datenbank penibel erfasst.

Herrscht statt Ordnung Chaos, handelt es sich nicht mehr um Sammler, sondern "Messies" - etwa "Vermüller", die der Selbst- oder Fremdhilfe bedürfen. Als österreichisches Beispiel dafür bekamen wir, in Hermes Phettbergs Wiener Bleibe, Einblick in seine "Vorstufe einer zukünftigen höheren Ordnung" genanntes Durcheinander; der man dann im Gruppeneinsatz zu Leibe rückte. Eine vergnügliche Sendung, aber auch etwas beunruhigend - wenn ich an den Zustand meines Schreibens denke.