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Von Schnupfen und Co. geplagt

Von Alexandra Grass

Wissen

Medikamente können Krankheitsdauer nicht beeinflussen. | Gute Ernährung ist ein guter Schutz. | Wien. Wenn grippale Infekte sich ausbreiten, sind Kinder häufig von Schnupfen, Husten und Fieber geplagt und die Eltern durchaus beunruhigt darüber. Medikamente können zwar mithelfen, dass sich das Kind besser fühlt, aber nicht die Erkrankungsdauer beeinflussen, wie Univ.-Prof. Wolfgang Emminger von der Medizinischen Universität Wien im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" betont. Meist dauert ein banaler Infekt der oberen Atemwege zwischen drei und sieben Tagen, bis er völlig abklingt. Die Dauer selbst "ist ein Produkt von Viruslast und lokaler körpereigener Abwehr". Vor allem Kleinkindern kann man mit Kochsalzlösungssprays das Atmen durch die Nase wesentlich erleichtern.


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Fieber- und entzündungshemmende Substanzen wie Ibuprofen sollen vor allem bei sehr hohem Fieber - um 40 Grad Celsius - eingesetzt werden. Gering erhöhte Temperaturen helfen dem Körper, die eigenen Abwehrmechanismen besser arbeiten zu lassen, erklärt Emminger.

Am häufigsten sind Infekte übrigens im ersten Kindergartenjahr. Viele sind dann, auch zum Leidwesen der Eltern, acht bis zehn Mal betroffen. Dass diese Kinder abwehrschwach sind, sei ein Irrtum, so der Mediziner. "Im Gegenteil - das Abwehrsystem geht in dieser Zeit praktisch in die Schule."

Tritt ein Ausschlag gleichzeitig mit hohem Fieber auf, so ist der Gang zum Kinderarzt dringend geraten, weil sich dahinter Blutvergiftungen und Hirnhautentzündungen verbergen können.

Dem Kinderarzt obliegt es zu entscheiden, ob ein bakterieller oder ein Virus-Infekt vorliegt. Bakterielle Infekte werden grundsätzlich mit Antibiotika behandelt. Dass diese, wie oft bekundet, die Abwehrkraft schwächen, sei allerdings ein großer Irrtum.

Die besten Voraussetzungen, mit Infekten gut umzugehen, hat ein Kind, wenn es ausgewogen ernährt wird "und durch Impfungen geschützt ist", betont der Mediziner. Hier führt er vor allem den häufigsten bakteriellen Erreger - die Pneumokokken - und das Eiterbakterium Haemophilus Influenzae Typ b an.

Klar vom grippalen Infekt zu unterscheiden ist die durch das Influenzavirus hervorgerufene eigentliche Grippe, die oft mit schweren Atemwegssymptomen, Fieber, Gliederschmerzen und Abgeschlagenheit gepaart ist.

Zwar gibt es auch Trends - vor allem in der Ernährungsindustrie -, mit nichtkrankheitserregenden Bakterienlysaten, Infekten vorzubeugen, dort eingesetzte Prä- und Probiotika könnten aber in Zukunft einen Stellenwert erlangen. Hiezu müssten jedoch noch gute Studien durchgeführt werden, so Emminger.

Klar ist für ihn: "Alles, das nicht statistisch signifikant in Studien nachgewiesen werden kann, sollte auch weiterhin nicht von der Kasse bezahlt werden." Gerade auf dem Gebiet der Infekte gebe es eine Reihe von Kombinationstherapien, die seiner Ansicht nach nichts nützen.

Klar ist: Hohes Fieber gehört schnell gesenkt. Gewebsentzündungen sollten mit entzündungshemmenden Medikamenten behandelt werden. Fieber, das ein Kind nicht stört, muss nicht behandelt werden. Auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr sollte in jedem Fall geachtet werden.

Kritik übt Emminger daran, dass Wien über keinen Kindernotdienst verfügt, so seien in Grippezeiten Spitalsambulanzen überfüllt, wobei bis zu 90 Prozent der Kinder nur banale Infekte haben.