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Von überzogenen Erwartungen oder: Das ausgebliebene Klima-Wunder

Von Ronald Schönhuber

Analysen

Ein wichtiger Schritt sei das gewesen, lobte Jose Manuel Barroso. So zufrieden wie der EU-Kommissionspräsident waren aber nicht alle mit den Ergebnissen, die da auf der Weltklimakonferenz auf Bali beschlossen wurden. Von einem "Berg, der ein Mäuschen gebar", sprach etwa die italienische Zeitung "Corriere della Sera", und auch für Eva Glawischnig, die stellvertretende Bundessprecherin der Grünen, war es "nicht der erhoffte und notwendige Durchbruch".


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Vor allem, dass das konkrete Emissions-Reduktionsziel von 25 bis 40 Prozent bis 2020 nicht direkt den Weg in die Abschlusserklärung gefunden hat, sondern nur über eine Fußnote und einen entsprechende Hinweis auf den Weltklimabericht, wurde moniert.

Dass jetzt so laut geklagt wird, hat zwei Gründe: Zum einen klaffen die Ergebnisse von Bali und die vom Weltklimarat empfohlenen Maßnahmen zur Eindämmung der Erderwärmung ganz ordentlich auseinander. Zum zweiten haben sich die meisten wohl einfach zu viel vom Gipfel erwartet.

Aber was hat man sich denn eigentlich von den Verhandlungen erwartet? Dass die USA, die sich seit dem Amtsantritt von Präsident George W. Bush gegen jegliche Emissionsobergrenzen sträuben, plötzlich aufstehen, den Stift zücken und noch rasch das 2012 auslaufende Kyoto-Protokoll unterschreiben? Dass China und Indien ihr Wirtschaftswachstum auf einmal für den Klimaschutz opfern?

All das wäre wohl ein Wunder gewesen - Bali war in erster Linie ein Marktplatz der Ideen wie Meinungen; und es diente auch als Reibebaum. An den Voraussetzungen und den realpolitischen Zwängen gemessen, sind die dort erzielten Ergebnisse wie etwa der Anpassungsfonds, der die Folgen des Klimawandels (zum Beispiel Dürren oder Überschwemmungen) für arme Länder lindern soll, durchaus ein Erfolg. Gleiches gilt für die Möglichkeit, dass ärmere Länder Emissionszertifikate an reiche Länder verkaufen, wenn sie dafür ihre Regenwälder nicht abbrennen.

Doch Bali ist vor allem nicht das Ende, sondern der Anfang. Bis 2009 in Kopenhagen das Kyoto-Nachfolgeabkommen endgültig beschlossen wird, gibt es noch die Möglichkeiten für Nachbesserungen. Diese erhoffen Klimaschützer vor allem 2008. Dann wird der bisher größte Klima-Bremser aus dem Weißen Haus ausgezogen sein. Und alle aussichtsreichen demokratischen Präsidentschaftskandidaten haben bereits erklärt, das Kyoto-Protokoll unterzeichnen zu wollen.