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Von Wien nach Tokio

Von WZ-Korrespondentin Birga Teske

Wirtschaft

Österreich umwirbt asiatische Jungunternehmer und Geldgeber.


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Tokio. Es ist kein Zufall, dass Harald Mahrer Tokio gerade jetzt besucht. Der Staatssekretär will Wiens Vorteile in Asien bekannt machen - und wirbt bei Regierungsvertretern, Investoren und Unternehmen für eine enge Zusammenarbeit im Bereich "Open Innovation". Japanische Großunternehmen sollen an österreichische High-Tech-Start-ups und Unternehmen herangeführt werden. Nachdem sie lange auf Forschung und Entwicklung im eigenen Betrieb gesetzt haben, suchen viele japanische Konzerne den Schulterschluss mit jungen dynamischen Ideenschmieden.

Doch die Furcht vor dem Scheitern ist in Japan besonders stark ausgeprägt. Entsprechend niedrig ist die Zahl der Neugründungen im Vergleich zu den USA oder Europa.

Gleichzeitig sehen sich Unternehmen durch die zunehmende Globalisierung einem stärkeren internationalen Wettbewerb ausgesetzt. Deshalb wächst das Interesse an Kooperationen mit ausländischen Start-ups.

Die nötigen finanziellen Mittel für solche Investments sind vorhanden: Japans Unternehmen horteten zuletzt Barmittel in Höhe von 247 Billionen Yen (1,96 Billionen Euro), wie die japanische Notenbank meldete. Handelshäuser, Industriekonzerne und Telekomfirmen suchen nach neuen Geschäftsmodellen und erfolgversprechenden Technologien. Sie stellen vielversprechenden Jungunternehmern firmeneigene Inkubatoren zur Verfügung, um neue Geschäftsideen schneller zur Marktreife zu bringen.

"Österreich und Japan sind sich in vielerlei Hinsicht ähnlich", sagt Staatssekretär Mahrer. Beide Länder seien dringend auf Innovationen angewiesen. Mahrer leitet eine Initiative zur Entwicklung eines globalen Netzwerks, das Start-ups und Frühphaseninvestoren verbinden soll. In Österreich soll das Global Incubator Network (GIN) die zentrale Anlaufstelle für grenzüberschreitende Aktivitäten im Start-up-Bereich sein. Investoren soll neben dem österreichischen Markt auch der Zugang zu Märkten in Mittel- und Osteuropa erleichtert werden.

Vorsichtige Japaner

So zeitigt die Kooperation zwischen japanischen und österreichischen Projektpartnern bereits erste Ergebnisse: Am Mittwoch öffnete das Pioneers Asia Festival mit mehr als 1000 Teilnehmern in Tokio seine Pforten. Die Veranstaltung, die seit Jahren in Wien Jungunternehmer und Financiers zusammenbringt, fand heuer erstmals auch in Asien statt. Zahlreiche Unternehmen, darunter mehrere aus Österreich, konnten sich hier einem internationalen Fachpublikum präsentieren.

"Wir suchen strategische Partner im asiatischen Markt", erklärt Delegationsteilnehmer Christian Adelsberger. Der österreichische Jungunternehmer will mit seiner Firma Parkbob Autofahrern die Suche nach Parkplätzen in überfüllten Innenstädten erleichtern. Besonders für Entwickler autonomer Fahrsysteme könnte diese Technologie von Interesse sein, hofft Adelsberger. Nach einer Anfangsfinanzierung durch Business Angels und institutionelle Investoren steht in diesem Herbst die nächste Finanzierungsrunde an: "Vielleicht ist ja ein japanischer Geldgeber dabei."

Auch Lisa Pek ist auf der Suche nach Investoren. Die Österreicherin will mit ihrer Firma Archaic Androgynous Technologien anbieten, mit der Textilunternehmen den Entstehungsprozess von Kleidungsstücken über die gesamte Herstellungskette zurückverfolgen können. Der Blick über den heimischen Markt hinaus ist typisch für österreichische Jungunternehmer. "75 Prozent der österreichischen Start-ups sind in ausländischen Märkten aktiv", erläutert Bernhard Sagmeister vom Austria Wirtschaftsservice.

Anders ist die Lage in Japan. "Die meisten japanischen Start-ups sind sehr zurückhaltend, was ihre Internationalisierung angeht", sagt Takashi Kato, Venture Partner des japanischen Risikokapitalgebers Global Brain. Gleichzeitig seien japanische Unternehmen noch immer sehr vorsichtig, was Frühphaseninvestments angehe. Generell gebe es aber ein hohes Interesse an neuen Technologien und Produkten. Innovative Serviceleistungen aus anderen Ländern ließen sich aber häufig nur schwer auf lokale Märkte wie Japan übertragen. Global Brain verwaltet laut Kato Investorengelder in Höhe von umgerechnet mehreren hundert Millionen Euro. Zu den Kunden zählen der Telekomriese KDDI und der Immobilienkonzern Mitsui Fudosan.

Staatssekretär Mahrer hofft, dass der Veranstaltung in Tokio weitere Treffen zwischen österreichischen Start-ups und japanischen Financiers folgen werden. Am 23. Mai findet in Wien der "Global Incubator Investors Day" statt, gefolgt vom Pioneers Festival am 24. Mai. Dort treffen sich jährlich rund 4000 Teilnehmer aus etwa 80 Ländern. Wenn die Strategie der österreichischen Wirtschaftsförderer aufgeht, dürften in diesem Jahr deutlich mehr Vertreter aus Asien dabei sein.