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Vor allem Mädchen sind verunsichert

Wissen

WHO-Studie über die Gesundheit Jugendlicher: Weniger Rauch und Alkohol, mehr Gewicht und Zukunftsängste.


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Die sogenannte Beschwerdelast, die auf den Schultern von österreichischen Jugendlichen liegt, wiegt bei Mädchen im Alter von 11 bis 17 Jahren weit schwerer als bei Burschen. Unter dem Begriff sind so vielfältige Beschwerden wie Kopf- und Rückenschmerzen, Schwierigkeiten beim Einschlafen und Angstgefühle inkludiert. Die Gesundheitsdaten wurden vom Gesundheitsministerium im Rahmen einer alle vier Jahre stattfindenden Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erhoben, die am Montag veröffentlicht wurde.
An der wissenschaftlichen Untersuchung in den Jahren 2021/22 nahmen 7.099 Schülerinnen und Schüler der Schulstufen 5, 7, 9 und 11 aus ganz Österreich teil, die im Zuge des Unterrichts die WHO-Fragebögen online beantworteten. Die Daten seien "in einem Zeitraum erhoben worden, in dem wieder vorsichtige Schritte raus aus dem Pandemie-Modus Richtung Normalität möglich waren", erklärt Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grünen) im Vorwort der Studie. "Bedenklich ist vor allem die allgemeine Verschlechterung des Gesundheitszustands und des Wohlbefindens besonders bei Mädchen ab 13 Jahren", befindet der Minister.

Einsamkeit in der Pandemie

So leiden 35 Prozent der Mädchen mehrmals pro Woche oder täglich an Nervosität (Burschen: 23,2 Prozent), noch etwas mehr an Gereiztheit. Ein bisschen geringer sind die Angaben bei Zukunftssorgen und Niedergeschlagenheit. Rund 30 Prozent der Schülerinnen berichteten von Angstgefühlen, bei den Schülern waren es 9 Prozent. Erstmals wurde im Zuge der WHO-Studie auch nach dem Gefühl der Einsamkeit gefragt: In den letzten zwölf Monaten fühlten sich nur 34 Prozent der Mädchen in den Schulstufen 9 und 11 selten bis nie einsam, bei den Burschen beträgt dieser Anteil 57 Prozent.Anders verteilen sich die Geschlechterrollen bei der Gewichtsproblematik. Hier gilt ein Viertel der befragten Schüler als übergewichtig, beziehungsweise adipös, während es bei den Schülerinnen 17 Prozent sind. Die Studienautoren wissen aber aus Erfahrung, dass bei diesen Untersuchungen von den Teilnehmenden oft ein zu geringes Körpergewicht angegeben wird, weshalb "die Raten für Übergewicht und Adipositas in Wirklichkeit etwas höher sein" dürften.
Gleichzeitig hat es aber auch positive Entwicklungen gegeben: Seit 2018 hat sich der Obst- und Gemüsekonsum erhöht. "Wenn dann aber noch die Tafel Schokolade dazukommt, nützt das halt nicht sehr viel", so Rosemarie Felder-Puig, nationale Studienleiterin und Gesundheitsexpertin an der Gesundheit Österreich GmbH. Gleichzeitig ist nämlich auch der Konsum von Süßigkeiten deutlich gestiegen – vor allem bei Mädchen. Zugenommen hat auch die Zahl der Schülerinnen und Schüler, die mehrmals pro Woche zumindest eine Stunde körperlich aktiv sind.

Alkohol und Zigaretten

In der neunten Schulstufe konsumiert jeweils die Hälfte der Mädchen wie auch Burschen nie Alkohol, in der elften Schulstufe beträgt dieser Anteil jeweils ein Drittel. An mindestens sechs Tagen pro Monat trinken in der neunten Schulstufe 12 Prozent der Mädchen und 18 Prozent der Burschen, in der elften Schulstufe tut dies in beiden Geschlechtern jeweils ein Fünftel. Vor vier Jahren – im Zuge der Studie 2017/18 – war die Fragestellung zum Thema Alkohol anders: 36 Prozent der Burschen und 28 Prozent der Mädchen im Alter von 15 haben damals angegeben, mindestens schon zweimal in ihrem Leben betrunken gewesen zu sein. Die WHO verzeichnete einen Rekordanstieg für heimische Jugendliche in dieser Kategorie. Österreich landete auf dem unrühmlichen Platz vier in Europa.
Die Zahl der Nichtraucher bei den Burschen ist in Österreich seit 2010 kontinuierlich gestiegen, bei den Mädchen gab es diesen Anstieg nur zwischen 2010 und 2014. Während das Zigarettenrauchen unter Jugendlichen insgesamt immer weniger beliebt wird, greifen mittlerweile viele zu E-Zigaretten, Wasserpfeifen oder anderen Nikotin-Produkten.
Obwohl einzelne Kategorien auch positive Entwicklungen zeigen, gibt die psychische Verfasstheit vieler Kinder zu denken. Studienleiterin Felder-Puig, fasst zusammen: "Die Ergebnisse bestätigen das Bild, das andere internationale und nationale Studien, die während der Corona-Pandemie veröffentlicht wurden, schon gezeigt haben: Die psychische Gesundheit der jungen Menschen hat sich weiter verschlechtert."
Wie Österreichs Jugendliche im internationalen Vergleich abgeschnitten haben, ist derzeit noch nicht absehbar. Die WHO-Studie wird in ganz Europa und Kanada durchgeführt. Mit den Vergleichszahlen wird im Laufe dieses Jahres oder erst im Jahr 2024 gerechnet. (gh)

Update: Text mit Version der gedruckten Ausgabe der "Wiener Zeitung" aktualisiert.