Washington - Alle Signale stehen auf Krieg. Unaufhaltsam schreiten die Vorbereitungen der USA für einen Angriff auf Irak voran. Nach bisherigem Stand könnte er bereits in einer Woche beginnen, wenn das von den Vereinigten Staaten und Großbritannien vorgeschlagene Ultimatum an Bagdad ausläuft. Doch neben dem Streit im UN-Sicherheitsrat über ein solches Ultimatum sind noch einige weitere Probleme zu lösen.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 21 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Zwar ist der militärische Aufmarsch am Golf abgeschlossen, aber die Angriffsstrategie der US-Truppen hängt weiterhin von der Türkei ab. Bleibt das Parlament in Ankara bei seiner Weigerung, den USA die Stationierung von 60.000 Soldaten sowie Überflugrechte zu gewähren, so können die Amerikaner keine nördliche Front gegen den Irak aufbauen.
Präsident George Bush spricht zwar von alternativen Plänen, die, Beobachter zweifeln jedoch an diesem Versprechen. "Zu einem Einmarsch von der Türkei aus gibt es keine guten Alternativen für Nordirak", sagt Martin Indyk vom angesehenen Brookings-Forschungsinstitut in Washington.
Die diplomatischen Bemühungen um ein Kriegsmandat des UN-Sicherheitsrats laufen auf Hochtouren. Auch wenn Washington stets betont, auf eine entsprechende Resolution nicht angewiesen zu sein, sollten die USA vor einem Angriff zumindest die Rolle der UN beim Wiederaufbau des Irak klären, mahnen einige Experten. "Eine Zustimmung der UN wenigstens zu den Wiederaufbauplänen ist sehr wichtig, um den Menschen im Mittleren Osten, der irakischen Bevölkerung und dem Rest der Welt zu zeigen, dass nicht einfach eine Besetzung durch die USA geplant ist", sagt Kenneth Pollack, ehemaliger Irak-Spezialist des Nationalen Sicherheitsrats und der CIA.
Die Heimatfront ist noch nicht ausreichend auf einen Krieg vorbereitet. Bush hat längst nicht alle Amerikaner von der Notwendigkeit eines Waffengangs überzeugt. Vermutlich wird er seinem Volk bald offiziell mitteilen, dass ein Krieg bevorsteht, und noch einmal seine Gründe dafür darlegen. Nach Ansicht von James Steinberg, dem Leiter der Abteilung Außenpolitik am Brookings-Institut, muss Bush seine Landsleute überzeugen, dass die Gefahr von Terroranschlägen mit einem Krieg vermindert und nicht etwa verschärft wird.
Um die Sicherheit von Amerikanern in anderen Ländern zu gewährleisten, hat Washington 60 Staaten um die Ausweisung verdächtiger Iraker gebeten. Nach Angaben der USA handelt es sich um Geheimagenten, die möglicherweise Anschläge auf amerikanische Einrichtungen planen.