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Vor den Walküren gerettet

Von Christina Böck

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Wer schon einmal die ganze Oscar-Gala live mitverfolgt hat, der weiß: Ein bisschen Straffung kann dieser dramaturgischen Brache von einer Show schon durchaus guttun. Das haben die Verantwortlichen versucht, indem sie die Redezeit der Gewinner gestutzt haben und ihnen die Möglichkeit gegeben haben, ihre Dankesworte vorab abzugeben, damit die dann via Insert eingespielt werden. Wer dann immer noch zu lang schwadronierte, dem fiel, wie seit Jahren üblich, das Orchester ins ausufernde Wort. Dass es sich auch da empfiehlt, in der Musikauswahl flexibel zu bleiben, zeigte der Rausschmeißer von Lazlo Nemes, der für seinen Film "Son of Saul" ausgezeichnet wurde. Der Film handelt höchst eindringlich vom Juden Saul, der im KZ Auschwitz für die Verbrennung ermordeter Juden zuständig ist. Regisseur Nemes ausgerechnet mit dem Walkürenritt von Wagner von der Bühne zu verabschieden, zeugte nicht gerade von viel Taktgefühl.

An anderer Stelle war die neue Danksagungsregel ein unerwarteter Segen. Leonardo DiCaprio nützte die Zeit, in der er für ein paar Minuten einigen Millionen Zusehern eine Botschaft überbringen konnte, für ein kurzes, aber einprägsames Plädoyer für den Umweltschutz. Er warnte vor dem Klimawandel, erinnerte daran, dass dieser für indigene Völker besonders verheerend ist und mahnte, man solle diesen Planeten nicht für selbstverständlich nehmen. Früher wäre dieser Appell, nachdem DiCaprio seiner ganzen Sippschaft gedankt hätte, wohl auch im Walkürenritt untergegangen. So hatte man mehr davon. Und vielleicht sogar der ganze Planet.