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Auftragsvolumen deutlich reduziert. | Standort Wien bis 2013 ausgebucht. | Wien. Im seit Monaten schwelenden Panzer-Streit mit Tschechien bahnt sich für die heimische Waffenschmiede Steyr-Daimler-Puch Spezialfahrzeuge (SSF) nun ein Happy End an. Man habe "eine gangbare Lösung" gefunden, hieß es am Montag seitens der Unternehmensführung vor Journalisten. Allerdings dürfte das Auftragsvolumen deutlich reduziert werden.
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Möglicherweise bereits in sechs bis acht Wochen werde man einen neuen Vertrag mit Tschechien unterzeichnen, erklärt Lutz Kampmann, Spitzenmanager im Europageschäft der amerikanischen Steyr-Mutter General Dynamics. Die zu liefernde Stückzahl werde "signifikant" reduziert, wäre jedoch noch im dreistelligen Bereich.
Das deckt sich mit jüngsten Stellungnahmen aus Prag: Das tschechische Verteidigungsministerium hat zuletzt angekündigt, 107 Steyr-Radpanzer anschaffen zu wollen, sollten diese weitere Tests bestehen. Letztere sind laut Steyr-Führung nun erfolgreich absolviert worden. Dem Deal stehe damit nichts mehr im Wege.
Teure Radpanzer
Einen 2006 unterzeichneten Vertrag über die Lieferung von 199 Panzern des Typs "Pandur II" hatten die Tschechen im Dezember 2007 wegen angeblicher Qualitätsmängel und Lieferschwierigkeiten storniert. Bei Steyr vermutet man jedoch hinter vorgehaltener Hand, dass die tschechische Armee sich finanziell übernommen haben könnte. Ein Pandur-Panzer kostet mindestens eine Million Euro. Prag legt noch dazu Wert auf eine besonders weit entwickelt Variante, die deutlich teurer ist.
Keine Hoffnung, trotz Ausschreibungs-Skandal doch noch zum Zug zu kommen, macht sich das Steyr-Management hingegen in Zusammenhang mit einem slowenischen Panzer-Deal.
Skandal spitzt sich zu
Im Jahr 2006 stach der finnische Patria-Konzern einen slowenischen Steyr- Partner bei einem 278-Millionen-Euro-Deal aus. Mittlerweile sind schwere Korruptionsvorwürfe aufgetaucht, mit denen sich heute, Dienstag, sogar das slowenische Parlament im Rahmen einer Sondersitzung beschäftigt.
Medienberichten zufolge soll unter anderem der austroslowenische Geschäftsmann Walter Wolf Patria- Schmiergelder an politische Entscheidungsträger - darunter auch Sloweniens Regierungschef Janez Jansa - verteilt haben. Jansa will sich mit einer Klage wehren. Gegen Wolf sowie den Wiener Unternehmer und Ex-Steyr-Vorstand Hans Wolfgang Riedl ermittelt die heimische Justiz wegen Bestechung und Industriespionage. Beide weisen die Vorwürfe zurück, es gilt die Unschuldsvermutung.
Steyr-SSF beschäftigt in Wien-Simmering 561 Mitarbeiter. Laut Kampmann sind die Auftragsbücher bis 2012/13 voll. Dennoch wünsche man sich mehr Aufträge seitens des österreichischen Bundesheeres.
Jährlich verlassen rund 120 bis 130 Fahrzeuge das Werk in Wien. Im Verbund mit Steyr betreibt der US-Rüstungsriese General Dynamics Standorte in Deutschland, Spanien und der Schweiz.