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Vor linken Neos müssten SPÖ und FPÖ Angst haben

Von Clemens Neuhold

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Wien. Mit 44 Prozent bei der Wien-Wahl 2010 kann der rüstige Stadtchef Michael Häupl über die Aussicht auf einen Angriff von links durch KPÖ, Piraten und Wandel bei der nächsten Wahl wohl nur lachen. Die "Kummerln" hat man schon immer in der Pfeife geraucht; die paar kiffenden Piraten inhaliert man auch noch mit - und wer ist dieser Wandel überhaupt?

Doch wie schnell kleine tektonische Verschiebungen in der Parteienlandschaft möglich sind, zeigten die Neos. Landet der linke "Dreier" einen Überraschungserfolg bei der EU-Wahl im Mai, kann er die Roten 2015 in Wien zumindest zwicken. Denn die SPÖ hat links offene Flanken: Die "G’stopften" hat man nicht geschröpft wie im Wahlkampf versprochen, und ein Signal an die "Basis" sind Stars wie Eugen Freund mit seiner Einschätzung der Hackler-Realität nicht.

Reagieren müssten nicht nur die Strategen der SPÖ, sondern auch jene der FPÖ. Denn die "soziale Heimatpartei", wie sie sich nennt, hat sich längst zur neuen Arbeiterpartei aufgeschwungen. Im Gemeindebau sind SPÖ und FPÖ kommunizierende Gefäße. Im Wahlkampf versprachen die Blauen höhere Pensionen, höhere Löhne und niedrigere Steuern in einer Dimension, die jedes Budget sprengen würde. Piraten und KPÖ würden dann noch das bedingungslose Grundeinkommen oben draufsetzen. Die FPÖ könnte außerdem den Nimbus der einzigen Protestpartei verlieren. Protestiert wird in Österreich am rechten Rand, weil die FPÖ die Anti-Ausländer-Stimmung mit sozialen Träumen verbindet. Und in puncto Utopie waren die "Kummerln" noch nie schlecht.