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Vor Olympia brennt der Hut

Von Christian Mayr

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Mit Buddha-ähnlicher Gelassenheit begegnete uns ÖSV-Skisprungtrainer Heinz Kuttin den ganzen Winter über - egal, was seine flügellahm gewordenen Superadler anstellten. Ob maue Weltcup-Ergebnisse da und Tournee-Debakel dort - der Kärntner versicherte der Öffentlichkeit stets, dass seine Burschen gut drauf seien, nur Kleinigkeiten fehlten und - wenn einmal der Knopf aufginge - die Topform bei allen wieder da sei. Wie im Flug sozusagen. Doch nach der nächsten Enttäuschung namens Skiflug-WM in Oberstdorf, die nach Rang vier durch Stefan Kraft und Rang fünf im Team medaillenlos zu Ende gegangen ist, gelten diese Sprüche nicht mehr. Weil Kuttin nun weiß, dass die Durchhalteparolen nichts gefruchtet haben, die Dinge eher grundlegend im Argen liegen und es mehr braucht, als einmal Knopfaufgehen, um in Südkorea um Edelmetall mitspringen zu können. Und daher wechselt der Ex-Doppelweltmeister, jetzt, wo der Hut gewaltig brennt, die Strategie und poltert Richtung seiner Athleten. "Irgendwann reicht es, sie können viel mehr. Du musst arbeiten, Vertrauen geben, du musst aber auch einmal einen Tritt in die Hintern geben." Wie genau er mit dem Wechsel von Zuckerbrot zu Peitsche nun so rasch Leichtigkeit und Selbstvertrauen zurückbringen will, bleibt freilich ein Rätsel. Zumal er ja auch feststellt: "Verkrampft Skispringen funktioniert nicht." Dass sich diese Verkrampftheit mit harten Worten lösen ließe, wäre ein Wunder - schon gar nicht bei Olympia, wo man Skispringer am besten wie rohe Eier behandelt, um ja nicht den Flow zu stören. Wie auch immer dieses Experiment ausgeht, Kuttin wird es am Ende zu verantworten haben.