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Österreich steht am Fuße einer Corona-Sommerwelle, der Herbst wird aber die größere Herausforderung.
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Johannes Rauch "tut es leid", wie er sagt. Aber es ist, wie es ist. Das Coronavirus werde nicht mehr weggehen, sagt der Gesundheitsminister. "Wir müssen uns auf ein Leben mit Covid vorbereiten." Aktuell steigen die Infektionszahlen wieder, wie groß diese Welle wird, die Österreich nun erstmals im Sommer ereilt, ist völlig unklar. Daten aus anderen Ländern sind nur bedingt tauglich, das Virus und seine Varianten könnten sich auch zunehmend "regionalisieren", also je nach Region unterschiedlich hohe Wellen hervorrufen. Das ist zumindest eine Hypothese derzeit.
Was jedoch klar ist: "Wir werden Wellen sehen", sagt Simulationsforscher Niki Popper, der bei einem Pressetermin im Gesundheitsministerium Szenarien für den Herbst vorgestellt hat. Und zwar immer wieder. Jedes seiner Modelle verheißt eine erhebliche Infektionswelle, wenn der mildernde Saisoneffekt nachlässt. Derzeit wirkt er maximal, und dennoch steigen die Zahlen wieder. Das Ministerium geht davon aus, dass die Omikron-Subvarianten BA.4/BA.5 bald dominant sein werden.
Wie hoch die Welle im Herbst werden wird, hängt unter anderem auch davon ab, wie viele Menschen sich im Sommer infizieren - und wie viele sich rechtzeitig im September und Oktober eine Auffrischungsimpfung holen werden. Noch gibt es keine Empfehlung für eine erneute Auffrischung, diese werde aber noch im Juni erfolgen, sagt Katharina Reich, Generaldirektorin für die öffentliche Gesundheit und selbst Mitglied im Nationalen Impfgremium. Personen mit einem erhöhten Risiko für schwere Verläufe (Betagte, Vorerkrankte) sollten sich schon jetzt auffrischen lassen, eventuell dann noch einmal nach einigen Monaten, wie sie sagt, alle anderen erst kurz vor der zur erwartenden Herbst-Welle. Die Impfung biete für etwa acht Wochen, ähnlich wie nach einer Genesung, einen guten Schutz vor Infektionen. Der Schutz vor schweren Verläufen bleibt länger stabil.
Spitäler bleiben im Fokus der Steuerung
Das "Leben mit Covid", wie Rauch es formulierte, bedeute auch Solidarität. Konkret hieße das: Sich im Herbst eine Impfung zu holen, auch wenn man selbst nicht von einem schweren Verlauf gefährdet ist. "Je kleiner der Pool der Infizierbaren ist, desto kleiner wird die Welle", sagt Popper. Die Maskenpflicht werde zwar zurückkehren, betont Rauch. Als Wellenbrecher wird diese Maßnahme allein aber nicht reichen. Er ließ offen, welche anderen Maßnahmen zurückkommen und ob die Impfpflicht "scharf gestellt" wird. Rauch sagte nur, dass es auch bei der Omikron-Welle im Frühjahr keinen Lockdown mehr gab.
Befragt zu den Zielen im dritten Jahr der Pandemie, verweist er auf die auch ins Gesetz geschriebene Verhinderung eines Zusammenbruchs der Gesundheitsversorgung. Das wird nun neu definiert. "Am Beginn waren es die Intensivstationen, dann die Normalstationen, nun wird das um die Personalsituation erweitert." Dies sei auch "auf Dauer der wunde Punkt", so Rauch. Die Spitäler bleiben im Fokus der politischen Steuerung, weshalb sich vor allem Personen mit Risikofaktoren auffrischen lassen sollten.
Die Belastung in den Spitälern entsteht aber nicht nur aus Patienten, die wegen Covid behandelt werden müssen, sondern weil selbst eine Corona-Infizierte mit einem Beinbruch von anderen Patientinnen isoliert werden muss, jede Untersuchung viel aufwendiger wird und insgesamt mehr Ressourcen benötigt werden. Doch wenn es in der Bevölkerung sehr viele Infektionen gibt, sind auch die Spitäler von Krankenständen betroffen.
Seit Mai müssen die Spitäler die Covid-Patienten in ein Register eintragen. Das passiere aber bisher nur "zögerlich", sagt Rauch. Ohne dieses Register sei die Steuerung aber schwierig. Das Schnittstellenproblem zwischen Bund und Ländern müsse behoben werden. "Das geht sich nicht mehr aus", ärgert sich der Minister. Welche Spitalträger säumig sind, will Rauch vorerst nicht sagen, er setzt auf Gespräche mit den Ländern. Er macht aber auch klar, dass er sehr wohl jene vor den Vorhang bitten wird, wenn sich die Praxis nicht bessert.