Kopf-, Rücken- und Nackenschmerzen, Konzentrationsprobleme oder gar Herz- und Kreislaufschwierigkeiten - dies sind nur einige Beispiele aus einer umfassenden Liste von Beschwerden, die auf Belastungen unseres Arbeitstalltages zurückzuführen sein können. Gegensteuern kann jeder Einzelne, aber auch Engagement seitens der Arbeitgeber ist gefragt - weil sich gesunde Arbeitnehmer bezahlt machen.
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Bis zu 40% der Krankenstände wären vermeidbar durch Präventivmaßnahmen und rechtzeitiges Gegensteuern, schätzt Erich Pospischil, Leiter des Arbeits- und Sozialmedizinischen Zentrums Mödling, mit Verweis auf Studien aus Deutschland. Dieser Anteil scheint nur auf den ersten Blick sehr hoch; arbeitet doch bereits jeder dritte Erwerbstätige kontinuierlich im Sitzen - Tendenz steigend. Rund 80% davon sitzen jedoch falsch, wie der Mediziner im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" erläutert. Dazu kommt noch eine Palette von Beschwerden durch Stress und psychische Belastungen.
Statt die ersten Anzeichen wahrzunehmen, ignorieren viele ihre Beschwerden. "Das wird meist ein halbes Jahr lang geduldet", weiß Pospischil. Treten dann beispielsweise Schmerzen im Rücken oder Schulterbereich auf, werde vielfach zu Medikamenten gegriffen, statt die Arbeitsplatzsituation zu analysieren. Werden nur die Symptome kurzfristig behandelt, kann sich mitunter eine langwierige Krankengeschichte entwickeln - und zwar mit unangenehmen Folgen für alle: "Wir wissen aus den Daten der Krankenversicherer, dass Beeinträchtigungen des Bindegewebs- und Stützapparates bei den Kosten in Spitzenfeld liegen".
Sanfter Kampfsport und Entspannung in der Pause
Weil man sich selbst oft nicht ertappt, wenn man falsch oder zu lange sitzt, ist hier die Kollegenschaft und der Arbeitgeber gefragt, betont der Mediziner. Bewährt habe sich ein in Oberösterreich getestetes Modell, bei dem einige Mitarbeiter als "Vorturner" geschult werden, die den Kollegen in kurzen Arbeitspausen Entspannungs- und Dehnungsübungen zeigen.
Gemeinsame Übungen als Teil der Unternehmenskultur
Ein Beispiel, das Schule machen und sich langläufig zur Unternehmenskultur entwickeln sollte. "Man sollte jedenfalls nicht Angst haben belächelt zu werden, wenn man aufsteht, um eine Dehnungsübung zu machen".
Dass auch in kurzen Arbeitspausen praktizierte Übungen schon effizient sind, ist das Credo von Nicolai Gruninger, Tai chi-Trainer und Gründer der Firma Chi-Works. "Vielen fehlt nach einem stressigen Tag im Büro die Motivation, ein Studio aufzusuchen", so Gruninger über den Ursprung seiner Idee, vor Ort in den Unternehmen mit der Belegschaft Tai chi zu praktizieren.
Eine Studie, die die Universität Wien im Frühjahr 2003 gemeinsam mit heimischen Werbeagenturen durchgeführt hat, zeige, dass Tai chi am Arbeitsplatz das Wohlbefinden und die Motivation steigere. Demnach gaben 65% der Testgruppe an, nach dem Training besser mit Stress umgehen zu können. Rund 80% fühlten sich motivierter.
Im Schnitt besucht ein Chi works-Trainer zweimal wöchentlich für eine halbe Stunde die Mitarbeiter am Arbeitsplatz. Die Kosten liegen laut Gruninger bei etwa 13 Euro pro Einheit, wobei sich Arbeitnehmer und Unternehmer unterschiedlich daran beteiligen.
Geteilte Kosten,
doppelter Nutzen
Was sich Unternehmen Prävention bzw. gesundheitsfördernde Maßnahmen für ihre Mitarbeiter kosten lassen, ist ganz unterschiedlich. Wie ein Rundruf der "Wiener Zeitung" ergab, reicht die Bandbreite der Finanzierung für Bewegungs- und Entspannungsangebote von unterschiedlich hohen Mitarbeiterbeteiligungen über Beiträgen des Betriebsrates bis zur gänzlichen Finanzierung durch das Unternehmen. Auf Anfrage bezifferte jedoch nur die Bank Austria-Creditanstalt (BA-CA) ihr Jahresbudget, und zwar auf 2 Mill. Euro inklusive arbeitsmedizinischer Maßnahmen. Für das Personal gratis sind meist Heilgymnastik oder Bewegungstherapie bzw. -beratung. Vom Dienstgeber mitfinanziert sind häufig Angebote in Fitnesscentern wie Gymnastik oder Yoga.
http://www.chiworks.at
http://www.qicoaching.at