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EU-Finanzminister einigten sich überraschend auf Sarkozys Favoriten. | Brüssel. Die EU-Finanzminister haben sich überraschend bereits am Dienstag auf ihren französischen Ex-Kollegen Dominique Strauss-Kahn als Kandidat für den Chefsessel des Internationalen Währungsfonds (IWF) geeinigt. Der Beschluss der Minister gilt als maßgebliche Vorentscheidung, weil der Fonds seit dem Zweiten Weltkrieg traditionell von einem Europäer geführt wird. Das letzte Wort hat allerdings das Direktorium des Währungsfonds.
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Wie die "Wiener Zeitung" berichtete, hat sich vor allem der französische Präsident Nicolas Sarkozy für Strauss-Kahn stark gemacht. Diplomaten mehrerer Mitgliedsstaaten inklusive des derzeitigen Vorsitzlandes Portugal hatten jedoch bis zuletzt abgewiegelt und von erforderlichen weiteren Diskussionen gesprochen. Schließlich präsentierte jedoch lediglich Polen vorübergehend den früheren Regierungschef Marek Belka als Gegenkandidaten zu dem französischen Sozialisten.
Aufhorchen ließ der neue britische Außenminister Alistair Darling, der Verständnis für den Unmut der Entwicklungs- und Schwellenländer äußerte, dass die beiden wichtigen internationalen Finanzinstitutionen Weltbank und IWF stets von einem US-Amerikaner bzw. einem Europäer geleitet werden. Strauss-Kahn sei zwar als Kandidat sehr glaubwürdig, meinte der Brite. Allerdings sei er auch schon gespannt auf nicht-europäische Anwärter. Diese könnten noch nominiert werden, hatte das Direktorium des Fonds zuvor bekannt gegeben. Der derzeitige Amtsinhaber Rodrigo Rato tritt im Oktober zurück.
Wackelt für die USA Weltbank-Chefsessel?
Sollte die traditionelle Besetzung des Postens geändert werden, müssten auch die USA auf den Weltbankpräsidenten verzichten, beharrte bereits die französische Finanzministerin Christine Lagarde. Strauss-Kahn habe große internationale Erfahrung und sei ein anerkannter Wirtschaftsfachmann. Für Sarkozy hätte die Versetzung des Sozialisten nach Washington einen ganz praktischen innenpolitischen Vorteil: Er hätte die Opposition um ein politisches Schwergewicht erleichtert.