Mindestens zehn Listen bei Innsbruck-Wahl am 23. April. | Vier Parteien mit realistischen Siegeschancen. | Innsbruck/Wien. "Erregung von Aufmerksamkeit", so lautet für den Innsbrucker Politologen Ferdinand Karlhofer im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" die erste Parteienpflicht im anlaufenden Wahlkampf für die Gemeinderatswahlen in der Tiroler Landeshauptstadt am 23. April. Zehn Listen werden sicher kandidieren, und es ist nicht ausgeschlossen, dass noch mehr dazu kommen. Da gilt es zuerst einmal, sich für die eigene Kandidatur Gehör zu verschaffen. Dementsprechend knallig, mitunter sogar provokant-schlüpfrig sind auch die Parolen der ersten Plakate ausgefallen.
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Knallige Slogans und noch keine Themen
So wirbt etwa der Ex-FP-Stadtchef und nunmehrige VP-Abgeordnete Rudi Federspiel mit dem Slogan "Mehr 6 für Innsbruck", Bürgermeisterin Hilde Zach ("Für Innsbruck") mit "Es kann nur EINE geben" und SP-Spitzenkandidatin Marie-Luise Pokorny-Reitter mit "Für mehr Herz". Für Rätsel sorgen die Grünen, die "Innsbruck kann Meister werden" affichieren - fragt sich nur in welcher Sportart? Allenfalls im Volleyball sind die Innsbrucker noch im Meisterrennen. Die Besonderheit des Wahlkampfs liegt für Karlhofer darin, dass sich mit Zachs "Für Innsbruck" und der offiziellen Parteiliste von Vizebürgermeister Eugen Sprenger zwei ÖVP-Listen um das Bürgermeisteramt konkurrenzieren (insgesamt kandidieren sogar vier der Volkspartei nahe stehende Gruppierungen). Für innerparteiliche Irritationen hat dabei gesorgt, dass Landeshauptmann und Landesparteichef Herwig van Staa im Wahlkampf "Für Innsbruck" unterstützt. Wirklich überrascht kann dies aber nicht haben, hat doch der Ex-Bürgermeister diese Liste als VP-Dissident einst selbst ins Leben gerufen. Karlhofer sieht übrigens bereits Anzeichen, die auf eine Wiedervereinigung der beiden Listen nach den Wahlen schließen lassen.
Vier Sieganwärter, aber kein Favorit
Mit der SPÖ, die erstmals seit langem geeint antritt, und den Grünen erweitert sich der Kandidatenkreis für die Rolle der stärksten Partei im Gemeinderat auf vier Listen. Bei der Öko-Partei kandidiert übrigens der bürgerliche Landtagsklubobmann Georg Willi als Bürgermeisterkandidat an letzter Stelle - für den Fall, dass man wie schon bei der EU-Wahl 2004 zur stimmenstärksten Partei wird. Listen-Erste ist Uschi Schwarzl, die eher die links-liberale Klientel der Grünen anspricht. Einen Favoriten für den Wahlsieg kann Karlhofer derzeit nicht erkennen. Die große Listen-Anzahl sowie der Umstand, dass mit dem Neubau von Hungerburg-Bahn und Autobahnabfahrt Innsbruck-Mitte die einzigen beiden emotionalen Wahlkampfthemen bereits auf Schiene sind, verhindern seiner Ansicht nach eine Polarisierung. Nicht zuletzt deshalb rechnet der Politologe mit einem weiteren Absinken der Wahlbeteiligung, die 2000 noch 59 Prozent betragen hatte.