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Toyota zieht sich weltweit aus dem Geschäft mit Diesel-Pkw zurück, Fiat Chrysler könnte folgen.
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Genf/Wien. Erst ab Donnerstag ist der 88. Automobilsalon Genf für Besucher geöffnet, doch bereits im Vorfeld sorgt eine Neuigkeit für Aufsehen. Dabei geht es jedoch nicht um ein konkretes Modell, sondern eine Weichenstellung bei Toyota: Der zweitgrößte Autobauer der Welt zieht sich global aus dem Geschäft mit Diesel-Pkw zurück. Nur noch bei Geländewagen oder leichten Nutzfahrzeugen wie Pick-ups soll der Selbstzünder im Angebot bleiben.
Allerdings ist der Diesel-Absatzanteil bei Toyota mittlerweile ohnehin klein - vor 20 Jahren brachte der Hersteller erstmals einen Pkw mit Hybridantrieb auf den Markt, der neben der Batterie mit einem Verbrennungsmotor ausgerüstet ist. "Der Toyota Hybridanteil bei Pkw erreichte bereits 2015 das Niveau unserer Fahrzeuge mit Dieselmotor", sagt Johan van Zyl, Präsident von Toyota in Europa. 2017 verkaufte Toyota 38 Prozent mehr Hybridfahrzeuge als im Jahr davor. Vier von zehn verkauften Autos waren Hybridmodelle. Der Dieselanteil lag dagegen bei unter zehn Prozent.
Toyotas Fokus weg vom Diesel zahlte sich in Deutschland aus, wo über Fahrverbote in Städten diskutiert wird, um die Luftqualität zu verbessern. Der künftige Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) sträubt sich gegen eine "Blaue Plakette" für neue Diesel-Pkw. Dagegen brachte das Umweltbundesamt gleich zwei Plakettenvarianten ins Spiel, um Fahrverbote leichter kontrollierbar zu machen: eine hellblaue für nachgerüstete Euro-5-Diesel und bereits zugelassene Autos der Euro-6-Norm. Die dunkelblaue Variante könnten Diesel der neuen Abgasstufen Euro 6d-Temp oder Euro 6d erhalten, die einen deutlich geringeren Stickoxid-Ausstoß aufweisen.
Die Diskussion um Fahrverbote sorgt für Unsicherheit, auf dem deutschen Gebrauchtwagenmarkt sind Diesel Ladenhüter. Das schlägt sich auch bei den Neufahrzeugen nieder, um 13 Prozent steigerte Toyota seinen Absatz im vergangenen Jahr. Die deutsche Konkurrenz von VW, Audi, BMW und Mercedes rangiert auf ihrem Heimatmarkt zwischen minus 3,3 Prozent (Volkswagen) und plus 4,8 Prozent (Mercedes).
Plus 43 Prozent in Österreich
Noch deutlicher ist Toyotas Plus in Österreich mit 43 Prozent im Jahr 2017. Allerdings handelt es sich um einen Aufstieg von niedriger Basis aus; 2,5 Prozent Marktanteil für Toyota bedeutet lediglich Platz 16 der beliebtesten Hersteller. Doch der Trend spricht auch hierzulande eindeutig für die Antriebsstrategie der Japaner. Der so populäre Diesel verlor im vergangenen Jahr sieben Prozent gemessen am gesamten Pkw-Markt, hingegen legten Benziner um knapp 25 Prozent zu, Elektromobile um 42 Prozent und Hybridfahrzeuge gar um 76 Prozent.
Vor Toyota hat Volvo bereits im Sommer 2017 seinen Diesel-Ausstieg verkündet. Fiat Chrysler könnte laut "Financial Times" der Nächste sein, allerdings fehlt noch die Bestätigung.
Die deutschen Autobauer geraten indes mit ihrer jahrelangen Diesel-Bevorzugung zusehends in Bedrängnis. Nach Milliardeninvestitionen können sie sich aber nicht so einfach vom Selbstzünder lossagen, vielmehr herrscht Trotzstimmung: "Ich bin fest überzeugt, dass der Diesel ein Revival erleben wird", sagt Matthias Müller, Chef des Volkswagen-Konzerns. Dabei sagt sich mit Porsche bereits ein Mitglied der VW-Familie vom Diesel los, wenn auch leisestmöglich. Die Diesel-Varianten der Modelle Macan und Panamera wurden aus dem Programm genommen, berichteten mehrere Medien Ende Februar. Auch auf der Porsche-Webseite für den österreichischen Markt sind nur noch Benzinmotoren für die beiden Modelle angeführt.
Offen ist jedoch, wie die meisten Autobauer ohne die spritsparenden, damit weniger Kohlenstoffdioxid ausstoßenden Dieselmodelle die Klimaziele der EU-Kommission für 2021 erreichen können. Der durchschnittliche Ausstoß aller neu zugelassenen Fahrzeuge eines Herstellers wird dann von 135 Gramm CO2 pro Kilometer pro Jahr auf 95 g/km gesenkt.