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Vorrang für die U-Bahn-Linie 5

Von Christian Mayr

Politik
Nach den neuesten Plänen würde der Karlsplatz künftig von der U5 (ab Hernals) angefahren.

Brisante Pläne: Wiener Linien für eine U5 ab Hernals und U2 zum Wienerberg.


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Wien. Von der Geisterlinie zur reellen Planungsoption: Solange es die Wiener U-Bahn gibt, solange existieren auch schon Pläne für eine Linie U5 - weshalb die Ziffer auch bisher nicht vergeben wurde. Geht es nach den aktuellsten Plänen der Wiener Linien, könnte die Netzlücke aber in absehbarer Zeit geschlossen werden. Denn laut einem der "Wiener Zeitung" vorliegenden Papier, genießt die U5 nun Vorrang vor anderen Linien; und im jüngsten "Zielnetz U-Bahn" wird sogar die längst paktierte 4. Ausbaustufe völlig auf den Kopf gestellt.

Diese brisanten Pläne wurden vor kurzem im Rahmen der ersten Wiener U-Bahn-Tagung von Kurt Höfling, dem Leiter der U-Bahn-Planung der Wiener Linien, präsentiert. Auch die hohe Rathaus-Politik war anwesend - die für die Wiener Linien zuständige Finanzstadträtin Renate Brauner (SPÖ) und Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) sprachen Eröffnungsworte.

Konkret sieht das Zielnetz Folgendes vor (siehe Grafik):

U5: Die Trasse der türkisen Linie soll von Hernals (S-Bahn) zum Schottentor führen - also jene Strecke bedienen, die derzeit von der Straßenbahn-Linie 43 erfüllt wird. Ab dem Schottentor würde sie auf der bestehenden U2 verkehren und am Karlsplatz enden.

U2-Süd: Die U2 würde nicht wie ursprünglich geplant ab Karlsplatz verlängert und bis 2019 das südliche Hauptbahnhof-Areal erschließen (Gudrunstraße), sondern schon ab dem Schottentor eine neue Trasse bekommen. Via Neubau, Mariahilf und Margareten wäre die Endstation in Inzersdorf - mit Erschließung der Wienerberg-City.

U1-Süd: Erstmals scheint nun in den Planungen auch die U1-Südverlängerung nach Oberlaa zur Therme-Wien auf. Wie bereits berichtet, soll das ursprüngliche Ziel Rothneusiedl bestenfalls zu einem späteren Zeitpunkt einen eigenen Ast bekommen. Die Eröffnung für die neue Strecke ab Reumannplatz ist nunmehr für Ende 2016 vorgesehen (statt 2015).

U2-Nord: Einzig unverändert bleibt die U2-Verlängerung zur Seestadt Aspern, die 2013 eröffnet werden soll.

U4 und U6: Keine Rollen spielen mehr die Ausbauvorhaben für die U4 nach Auhof und die U6 nach Stammersdorf: Wiewohl 2007 im Vertrag mit dem Bund fixiert wurde, dass die Planungskosten für diese 5. Ausbauphase gemeinsam getragen werden, scheinen diese beiden Trassen in den Plänen nicht mehr auf.

Die Wiener Linien sehen in dem präsentierten Zielnetz "ein wirtschaftliches Angebot für maximalen Kundennutzen", das die "Erfolgsgeschichte Wiener Linien" fortsetzen würde; eine U5 wiederum würde nicht nur höchst verkehrswirksam sein und den Wienerberg erschließen, sondern auch eine "optimale Entlastung für U1, U3 und U6" bedeuten, wird argumentiert.

Was allerdings fehlt, sind genaue Zeitangaben und Kostenberechnungen - sowohl für die U5, als auch die U2 nach Inzersdorf. Da beide Linien in Tunnels unter dichtbebautem Gebiet fahren würden, wären die Kosten nämlich enorm - mindestens rund 200Millionen Euro pro Kilometer. Allein die U5 käme somit auf rund 800 Millionen Euro.

Übrigens war es Bürgermeister Michael Häupl höchstpersönlich, der Schwung in die U5-Planungen brachte, als er am Ende des Wahlkampfes 2010 von der "Vision einer U5" sprach. Zuvor hatte die ÖVP eine U5-Trasse zum Hauptbahnhof vorgeschlagen, was von der SPÖ zurückgewiesen wurde.

Die Pressestelle der Wiener Linien bestätigt zwar die Pläne des "Zielnetz U-Bahn" mit U5 und U2-Trasse zum Wienerberg, relativiert jedoch: "Unser Planungsstand ist weiterhin die 4. Ausbaustufe, die bis zum Jahr 2019 festgehalten ist. Wenn keine Änderung stattfindet, wird das auch so gebaut", sagt Sprecher Answer Lang. Nachsatz: "Alles, was darüber hinausgeht, sind gute Ideen."

Er erinnert daran, dass im Falle von Änderungen nicht nur Konsens mit der Stadtpolitik erzielt werden müsse, sondern auch mit dem Bund als Co-Finanzier neu zu verhandeln sei; beziehungsweise für eine neue U5 erst als Investor gewonnen werden müsste.

Allerdings gebe es weiterhin Untersuchungen, ob U1- und U2-Süd in der geplanten Form gebaut werden. Wie berichtet, sieht etwa der neue Wiener-Linien-Chef Eduard Winter keine Notwendigkeit für eine U2 zur Gudrunstraße und hält dort eine Straßenbahn-Erschließung für ausreichend.

Grüne gegen Geldverbrennen

Apropos Straßenbahn: Nicht zuletzt deshalb, weil die Grünen vermehrt Straßenbahnen forcieren wollen, werden die neuesten U-Bahn-Pläne kritisiert: "Eine U5 würde viel zu viel Geld verbrennen. Mit diesen Mitteln könnten etliche neue Straßenbahnen, die viel effizienter wären, gebaut werden", so der grüne Verkehrssprecher Rüdiger Maresch. Und speziell der Wienerberg soll ja nach Rathausplänen (die "Wiener Zeitung" berichtete) von der neuen Tramlinie 15 erreicht werden.