Zum Hauptinhalt springen

Vorreiter einer atomkraftfreien Zukunft

Von Josef Cap

Gastkommentare

Österreich kann eine wichtige Rolle einnehmen. Es geht nicht darum, die Katastrophe in Japan zu instrumentalisieren, sondern wir müssen uns fragen, welche Risiken wir auf uns nehmen wollen.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 14 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Am 11. März wurde Japan von einem der stärksten Erdbeben seit Beginn der Aufzeichnungen erschüttert. Menschen verloren ihr Leben, ganze Küstenbereiche wurden durch einen Tsunami verwüstet. Die Katastrophe hat auch die japanischen Atomkraftwerke getroffen und hier in besonderem Maße die Anlage in Fukushima. Seit 11. März tritt dort immer wieder radioaktive Strahlung aus, werden verzweifelte Rettungsversuche gestartet, folgt auf Warnung Entwarnung und wieder Warnung.

Unsere Gedanken sind bei den Menschen in Japan, und dennoch müssen wir eigene Schlüsse aus den Ereignissen in Fukushima ziehen. Dabei geht es nicht darum, die Katastrophe zu instrumentalisieren, sondern einen Moment innezuhalten, um die Frage zu stellen, wie wir uns die Gestaltung unserer Welt vorstellen, welche Risiken wir auf uns nehmen wollen und welchen Preis zu zahlen wir bereit sind.

Für mich ist dabei eines klar: Wenn es in mehr als zwei Wochen nicht gelingt, einen beschädigten Reaktor unter Kontrolle zu bringen, so zeigt das einmal mehr, was ich bereits seit der Diskussion um Zwentendorf vertrete: Kernkraft ist nicht beherrschbar. Sie verzeiht keine Fehler, leider tritt immer wieder das Unerwartbare ein.

AKW sind aus sicherheitspolitischen Gründen abzulehnen. Darüber hinaus ist Atomenergie keine wettbewerbsfähige Energieform. Die Mittel, die notwendig sind für den Abbau von Kraftwerken, für Zwischen- und Endlagerung oder auch die Beseitigung von Schäden nach Unfällen, werden nicht bedacht. Ich begrüße es daher, dass in einigen europäischen Staaten bereits ein Umdenken eingesetzt hat. Deutschland hat die ersten Meiler vom Netz genommen, Italien legt AKW-Pläne auf Eis, sogar die USA stoppen den Bau von neuen Reaktoren. Abzuwarten bleibt allerdings, wie nachhaltig diese Entwicklung sein wird.

Hier sehe ich eine wichtige Rolle Österreichs. Wir können mit unserer konsequenten Haltung zur Kernenergie Vorreiter einer atomkraftfreien Zukunft sein und werden uns daher europa- und weltweit für einen Umdenkprozess einsetzen. Ein erster Schritt wäre die Erhöhung der Sicherheitsstandards für AKW - aus Sicherheitsgründen, aber auch um die Rentabilität für die Betreiber zu schmälern. Dann wären die verstärkte Förderung erneuerbarer Energien und Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz von besonderer Bedeutung.

Ich denke auch, dass in der Frage der Atomenergie in vielen Fällen die Bevölkerung einiger europäischer Länder weiter ist als ihre Regierung. Daher gilt es, gemeinsam eine europäische Volksbegehrensbewegung für einen Atomausstieg zu initiieren. Wir müssen eine breite Front gegen die Atomindustrie bilden und uns auf eine harte Auseinandersetzung einstellen.

In Japan müssen wir die größte Katastrophe seit 1945 beobachten. Das muss wohl ein ausreichendes Argument für einen weltweiten Atomausstieg sein.

Josef Cap ist Klubobmann der SPÖ. Jeden Dienstag lesen Sie an dieser Stelle den Kommentar eines Vertreters einer Parlamentspartei.