Jedes Jahr werden die Autofahrer wieder vom ersten Schneefall "überrascht" - selbst wenn die Niederschläge schon Tage vorher angekündigt werden. Thomas Url vom Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) vergleicht das Verhalten der Autofahrer mit jenem zukünftiger Pensionisten: Denn bekannt ist auch, dass die Alten mehr und die Jungen weniger werden und daher weniger Geld da ist, das im Umlageverfahren als Pension ausgezahlt werden kann. Dennoch wird in Österreich bisher noch vergleichsweise wenig privat vorgesorgt.
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"Nicht jeder sieht das Problem richtig, bewertet es richtig, und viele können gar nicht entsprechend reagieren", wies Url bei den St. Wolfganger Versicherungsgesprächen besonders auf die verschärfte Problematik für Personen mit niedrigem Einkommen hin.
Im EU-Vergleich haben die sogenannte zweite und dritte Vorsorgesäule (betriebliche und private Vorsorge) in Österreich noch einen relativ geringen Stellenwert: Nach Daten von 2001 werden in Österreich 92% über die erste Säule (staatliche Vorsorge), 2% über die betriebliche und 6% über private Vorsorge gedeckt. In den Niederlanden zum Beispiel sind die zweite und dritte Säule besonders deutlich ausgeprägt. Dort liegt das Verhältnis bei 49% (1.) zu 40% (2.) zu 11% (3. Säule), sagte Andreas Grünbichler von der Finanzmarktaufsicht. Um eine höhere betriebliche und private Pensionsvorsorge zu erreichen, müssten daher Anreize geschaffen werden, bestätigte Url die aktuelle Förderpolitik. Beispiel dafür sind die steuerliche Begünstigung der "Abfertigung neu" oder die staatliche Prämie für die heuer neu eingeführte "Zunkunftsvorsorge". Ob die "Abfertigung neu" tatsächlich als Pensionsvorsorge betrachtet werden kann, stellte Sabine Kristen, Steuerexpertin von der Universität Klagenfurt, in Frage. Schließlich kann unter bestimmten Voraussetzung das angesparte Geld schon vorzeitig entnommen werden.
Url fordert eine Vereinfachung des Fördersystems, das jetzt einem "Schrebergarten-Dschungel" gleichkäme. Aufgrund der unterschiedlichen Besteuerung und der verschiedenen Förderungen seien die Produkte schwer miteinander vergleichbar.
Ungewisse Auszahlungshöhe
Außerdem bleibe die endgültige Auszahlungshöhe unklar. Sowohl von staatlicher als auch von privater Seite (Lebensversicherer) müsse besser informiert werden. Jeder solle wissen können, wie hoch seine staatliche Pension und seine Rente aus privater Vorsorge sein wird, fordert Url.
Peter Albrecht von der Uni Mannheim wies auf das Risiko des Wertverlusts hin: "Die Inflation unterschätzt man gehörig." So betrage der Kaufkraftverlust bei einem Veranlagungshorizont von 20 Jahren und einer Inflationsrate von 2% rund 33%. Er empfiehlt daher Produkte mit jährlicher (realwertsichernder) Zinsgarantie und einer Gewinnsicherung bereits realisierter Zuwächse.