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Viele können sich gut gegen das Virus schützen - Eltern nicht.
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Auch wenn sich das Missverhältnis zwischen Angebot und Nachfrage beim Corona-Impfstoff sukzessive verringert, muss weiterhin nach Priorisierungen vorgegangen werden. Grob gesprochen gibt es drei Faktoren für die Einstufung: das Risiko, schwer zu erkranken oder zu sterben; das Risiko, sich zu infizieren oder andere anzustecken; und das Risiko, kritische Infrastruktur oder die öffentliche Ordnung nicht aufrechterhalten zu können, wenn zu viele Arbeitskräfte in diesen Bereichen ausfallen.
Zu Beginn war unstrittig, dass zuerst Bewohnerinnen und Personal in Pflegeheimen geimpft werden sollen. Bei ihnen kamen alle Faktoren zusammen. Mittlerweile wurde aber jenen Personengruppen, die ein deutliches erhöhtes Sterberisiko aufweisen, ein Impfangebot gemacht oder sie erhalten in den kommenden ein bis zwei Wochen ein solches. Das heißt, der Fokus der Priorisierungen verschiebt sich nun zunehmend auf die anderen beiden Risikofaktoren. Das betrifft etwa Berufsgruppen wie Verkäuferinnen, Kellnerinnen, Hotelpersonal oder Schauspieler. Eine Gruppe, die - zumindest vorerst - nicht aufgelistet ist, sind Eltern.
Von Eltern geht natürlich kein grundsätzlich erhöhtes epidemiologisches Risiko aus wie bei Verkäufern mit vielen Kundenkontakten. FFP2-Masken und ständige Desinfektionen sollten zwar verhindern, dass ein infektiöser Verkäufer das Virus weitergibt, aber Masken können natürlich verrutschen. Eine Sicherheit gibt es klarerweise nirgendwo. Doch generell können heute Personen mit hoher Exposition sich und andere sehr wohl schützen. Eltern können das nicht. Gerade bei kleinen Kindern, die infiziert aus dem Kindergarten oder aus der Schule nach Hause kommen, ist es lebensfern anzunehmen, dass eine Übertragung daheim verhindert werden kann. Fünfjährige kann man nicht zwei Wochen allein ins Kinderzimmer sperren und dort isolieren.
Wenn die Regierung aber bald Öffnungen vornimmt und deshalb auch erwartet, dass die Infektionszahlen wieder steigen, müsste sie Eltern von Schulkindern vorreihen. Das Argument hier ist kein epidemiologisches, sondern ein ethisches. Mit Tests, FFP2-Maske und allgemeiner Vorsicht lässt sich mittlerweile die Infektionsgefahr individuell gut drosseln. Berufsgruppen, in denen dies sehr schwierig ist, wurden großteils bereits geimpft, wie etwa Lehrerinnen und Kindergartenpersonal. Von einer Impfpflicht für diese Beschäftigten sah der Gesetzgeber ab. Umso mehr müsste der Impfplan aber nun angepasst werden.
Wie kommen Eltern, die wie die Haftlmacher aufgepasst haben, dazu, dass sie sich bei der Pflege erkrankter Kinder anstecken, nachdem diese das Virus aus dem Kindergarten mitgebracht haben - vielleicht sogar, weil ein Betreuer, der nicht sich impfen ließ, die Öffnungen genießen wollte?