Die rot-weiß-roten Erfolge im Segeln sind kein Zufall, sondern ein Puzzle aus vielen Teilen.
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Argentinien, Australien, Österreich, Neuseeland, Italien - in der Ergebnisliste des Segelbewerbs im Nacra 17 ragen die Bronzemedaillengewinner Thomas Zajac/Tanja Frank heraus. Es ist schließlich nicht selbstverständlich, dass ein Binnenland bei Großveranstaltungen auf dem Meer um Edelmetall mitfährt, in Österreichs Fall aber eher kein Zufall. Wurden frühere heimische Segel-Erfolge noch teilweise als Zufall, als Glück abgetan, haben Österreichs Segler dieses zuletzt - sieht man von der knapp verpassten Medaille in London durch die 49er ab - in auffallender Regelmäßigkeit erzwungen. Und die Siege und Stockerlplätze, die sie auch bei Welt- und Europameisterschaften zuletzt eingefahren haben und in Zukunft noch einfahren werden, haben viele Väter. Einer davon ist Sportdirektor Georg Fundak, unter dessen Ägide mit dem Rückenwind der zwei Goldmedaillen aus dem Jahr 2000 das Bundesleistungszentrum am Neusiedler See geschaffen wurde, das für die Segler alle Stückerl spielt; andere sind die vielen Trainer von Zajac/Franks Betreuer Angelo Glisoni bis zu Andreas Geritzer, der mit seiner Watersportacademy Kindern und Jugendlichen den Einstieg in den Wassersport schmackhaft machen will. Als Olympia-Silbermedaillengewinner von 2004 ist er gleichzeitig jemand, zu dem die Nachwuchstalente aufschauen können; genauso wie es die Doppel-Olympiasieger Roman Hagara und Hans Peter Steinacher sind, die sich auch nach ihrer Olympia- und während ihrer Open-Water-Karriere für ihren Sport engagieren. Während andere Verbände bei internen Zwistigkeiten - die es zwangsweise überall gibt - mitunter in den Selbstzerfleischungsmodus verfallen, hat man bei den Seglern zumeist den Eindruck, dass von der Führung angefangen bis zum Pressebereich und zu den vielen anderen Mitarbeitern professionelle Arbeit geleistet wird, dass an einem Strang gezogen wird, wenn’s drauf ankommt.
Das betonte schließlich auch Zajac, als er sich beim ganzen Team bedankte. Die Medaille, sagte er, müsse man eigentlich "ins Unendliche zerlegen, so viele bekommen ein Stück vom Kuchen". Die allergrößten freilich gebühren ihm und Frank selbst, die sich während ihrer gesamten Karriere auch von Rückschlägen nicht von ihrem (Medaillen-)Kurs abbringen ließen, unbeirrbar ihren Weg weitergingen und schließlich auch in den hektischen Tagen in Rio neben technischem Können die nötige Reife und Improvisationskunst bewiesen.
Denn wenngleich in dieser ausgelassenen Partynacht im Österreicher-Haus alle mit Lederhosen an den Beinen, Caipirinha in den Händen und Emotionen zwischen "Gänsehaut, Klotz im Hals und Tränen" im Kopf (ÖOC-Generaldirektor Peter Mennel) die Medaillengewinner Frank, Zajac und ein bisschen auch sich selbst feierten; wenngleich an jenen Stammtischen zwischen Boden- und Neusiedler See, an denen die Spiele nicht gänzlich spurlos vorbeigehen, unsere Bronzenen bejubelt wurden - so ist doch eines klar: Wir haben in Rio gar nichts gewonnen.
Wir haben lediglich einen Verband und die dazugehörigen Sportler, an denen viele andere sich ein Beispiel nehmen sollten.