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Vorzeitig Fakten geschaffen?

Von Stefan Melichar

Wirtschaft
Beim Hypo-Deal 2007 fühlten sich alle als Gewinner (v.l.n.r.): der damalige BayernLB-Chef Werner Schmidt, Landeshauptmann Jörg Haider und Investor Tilo Berlin. Foto: ap

Besiegelung des Deals offiziell erst einen Monat später. | Prüfung der Hypo damals bei weitem nicht abgeschlossen. | Wien. Dass der Einfädler eines wichtigen Geschäfts nach dessen erfolgreichem Abschluss eine Belohnung erhält, mag nicht weiter verwundern. Erfolgt die Gratifikation jedoch schon, bevor alles unter Dach und Fach ist, wirft das jede Menge Fragen auf.


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Fakt ist: Am 24. April 2007 hat die Bayerische Landesbank - nach wenigen Wochen des gegenseitigen Beschnupperns - ein Kaufangebot für die Mehrheit an der Kärntner Hypo Group Alpe Adria gelegt. Nur zwei Tage später, am 26. April 2007, wurde der als Strippenzieher des Deals geltende Investor Tilo Berlin vom Hypo-Aufsichtsrat zum neuen Vorstandsvorsitzenden der Kärntner Bank bestellt. Mathias Hink, Chef des Berlin-Partners Kingsbridge Capital Advisors, wurde als Mitglied des Aufsichtsrats nominiert. Zu diesem Zeitpunkt hatten - geht man von Aussagen des verstorbenen Kärntner Landeshauptmanns Jörg Haider aus - noch nicht einmal ernsthafte Verhandlungen mit dem Land Kärnten über einen Anteilsverkauf stattgefunden.

Bayern auf Kauf fixiert

Auch die Unternehmensprüfung der Hypo durch die BayernLB war zu diesem Zeitpunkt alles andere als abgeschlossen. Besiegelt wurde die Mehrheitsübernahme letztlich erst am 22. Mai 2007 - knapp einen Monat nach der Bestellung Berlins zum Hypo-Chef. (Sein neues Amt angetreten hat der Investor und Vermögensverwalter dann am 1. Juni 2007.)

Dies wirft natürlich die Frage auf, inwieweit nach dem 24. April 2007 überhaupt noch von Gesprächen mit offenem Ausgang die Rede sein konnte. Tatsächlich deutet vieles darauf hin, dass sich die BayernLB zu diesem Zeitpunkt bereits fix auf einen Kauf der Hypo festgelegt hatte. Damit wäre jedoch auch die am 2. Mai 2007 gestartet zweite Phase der sogenannten Due-Diligence-Prüfung - der Inspektion der Hypo vor dem Kauf - irrelevant gewesen, sieht man von möglichen Minimal-Auswirkungen auf den Kaufpreis ab.

Freundschaftsdienst?

Laut einem kritischen Gutachten der Münchner Wirtschaftsprüferin Corinna Linner hat der BayernLB-Verwaltungsrat der Angebotslegung im April zwar zugestimmt, gleichzeitig habe ihm der Vorstand aber eine Klärung offener Punkte im Rahmen der zweiten Prüf-Phase zugesagt. Letzteres wäre wohl reine Augenauswischerei gewesen, falls damals der Hypo-Kauf schon so gut wie erledigt gewesen wäre.

Darüber hinaus stellt sich auch die Frage, weshalb Berlin überhaupt zum Bank-Chef ernannt wurde - schließlich hat der Vermögensverwalter gemeinsam mit seiner Investorengruppe ohnehin prächtig an dem Deal verdient. Offen ist, ob es sich dabei nicht vielleicht um eine Vorbedingung seitens der BayernLB gehandelt haben könnte, der man in Kärnten rasch nachgekommen ist.

Bei der Münchner Bank will man sich mit Verweis auf die laufenden Ermittlungen der Staatsanwaltschaft diesbezüglich nicht äußern. Berichten zufolge sollen sich der damalige BayernLB-Chef Werner Schmidt und Berlin jedoch gut von früheren gemeinsamen Zeiten bei der Landesbank Baden-Württemberg gekannt haben. Nach Schmidts unrühmlichem Abgang bei der BayernLB Anfang 2008 hat Berlin ihm einen Beratervertrag bei der Hypo verschafft - mit 50.000 Euro Jahresgage.