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Erst seit vergangenen Montag gibt es wochentags um 18.30 Uhr den "Headline-Talk" des Privatsenders ATV. Sechs "Normalbürger" diskutieren über aktuelle Themen. Da die jeweilige Gesprächsrunde
mehrere Wochen hindurch zum Einsatz kommen soll, ist es natürlich noch zu früh für eine vorläufige Bilanz dieses neuen Sendungskonzepts. Der erste Eindruck ist aber, entgegen allen Befürchtungen,
durchaus positiv. Bei der Auswahl der Diskutanten hat man eine gute Hand bewiesen, und Dieter Moor als Moderator ist Extraklasse: Ich bin schon gespannt, wie sich Heide Schmidt ab nächsten Montag
bewähren wird. Jedenfalls habe ich mich bei vielen sogenannten Experten-Runden vor dem Bildschirm des öfteren schon mehr gelangweilt. Wie lange der Reiz anhalten wird, bleibt freilich abzuwarten. Und
worüber wurde jüngst diskutiert? Es ging um die Behandlung von Kinderschändern, Zwangsarbeit für Arbeitslose und Hundstrümmerln. Da kommt Stimmung auf.
Die Sendungsmacher hatten angekündigt, auf Schlagzeilen des Tages besonders rasch reagieren zu wollen. Am Dienstag gab es die · wohl endgültige · Vertagung des "Spiegelgrund"-Prozesses. Nichts davon
im ATV-"Headline-Talk". Nur ORF 2 entschloss sich behende zu einer Programmänderung und brachte in "Am Schauplatz" um 22.30 Uhr ein einfühlsames Porträt des einstigen "Spiegelgrund"-Insassen Johannes
Gross. Eine Entschädigung für den peinlichen "Interview"-Versuch mit Hermann Gross in der "ZiB" zuvor: Einen 85-Jährigen, dem vom Gericht eben erst "fortgeschrittene Demenz" attestiert worden ist,
minutenlang vor der Kamera "vorzuführen", ist soziale Pornographie übelster Sorte.