SPÖ hat professionellen Wahlkampf geführt. | Steiermark könnte entscheidend für Nationalratswahl sein. | Wien. Zunächst einmal müsse man den Meinungsforschern Abbitte leisten, die bis zuletzt die SPÖ vorne gesehen haben, erklärte der Politologe Peter Filzmaier im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".
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Das Ergebnis der Steiermark-Wahl hat laut Filzmaier nur bedingt mit der SPÖ zu tun: Diese habe einen routinemäßigen, professionellen Wahlkampf geführt. "Innovationen waren auch nicht notwendig, weil die ÖVP eine konsequente Selbstbeschädigung auf offener Bühne aufgeführt hat", stellt Filzmaier dem VP-Wahlkampfteam ein vernichtendes Zeugnis aus.
Den Beginn machte das schlechte Krisenmanagement des Estag-Skandals. Fortgesetzt wurde mit versprochenen und nicht realisierten Großprojekten. Schließlich kam noch Herberstein als Skandalanlassfall hinzu. Trotzdem wäre die ÖVP damit noch vor der SPÖ gelegen, meint Filzmaier. "Der letzte Streich war die auf offener Bühne ausgetragene Schlammschlacht mit Gerhard Hirschmann." Wenn Zweifel an Rechtmäßigkeit und Herkunft von 300.000 Euro bestünden, könnten die Wähler das nicht mehr verstehen. "Damit hat sich die ÖVP den Landeshauptmann-Sessel selbst abgesägt", resümiert der Politologe.
Tatsache sei, dass Franz Voves und seine SPÖ nun einen größeren Verhandlungsspielraum haben. Die ÖVP müsse bei der Ressortverteilung in der Landesregierung nehmen, was sie bekommt.
Bundespolitische Auswirkungen sieht Filzmaier vor allem ÖVP-intern. Nach außen hin werde sich nichts ändern, Bundeskanzler Wolfgang Schüssel habe die Partei im Griff. Aber für die Nationalratswahl 2006 brauche der Kanzler eine schlagfähige steirische Landesorganisation. Denn seit 1955 war derjenige Gesamtsieger auf Bundesebene, der die Steiermark gewonnen hat. Die Steiermark habe daher eine Schlüsselrolle. Filzmeier bezweifelt aber, dass die "Pleiten- und Pannentruppe" ÖVP-Steiermark bis zur Nationalratswahl wieder entsprechend positioniert ist.