Waltraud Klasnic oder Franz Voves - oder vielleicht doch ein dritter? Endgültig wird diese Frage erst nach dem 2. Oktober entschieden, doch im steirischen Wahlkampf haben die Spekulationen darüber längst begonnen. Und wie man es auch dreht und wendet: Noch hat die Landeshauptfrau - Spielberg hin und Herberstein her - die besten Chancen. ÖVP-Rebell Gerhard Hirschmann ist daran nicht ganz unbeteiligt.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 19 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Im steirischen Landtagswahlkampf ist für jeden Geschmack etwas dabei: Bürgerliches Familiendrama inklusive Mutter-Sohn-Konflikt, herzzerreißende Tierschicksale, ein Kommunist als guter Mensch von nebenan sowie natürlich Gigantenduell samt Kleinparteienkannibalismus.
Angesichts dieser vielfach ineinander verwobenen und verworrenen Konstellationen sind alle Prognosen über den Wahlausgang mit Vorsicht zu genießen. Dennoch dringt langsam Licht in die durch die Kandidaturen von KPÖ und Liste Hirschmann kurzfristig chaotische Politsituation in der grünen Mark.
Den wesentlichsten Beitrag zur Klärung der Lage hat sicherlich Gerhard Hirschmann geleistet. Mit seiner Forderung nach einem Klasnic-Rücktritt wegen Herberstein hat er der Volkspartei geradezu einen Gefallen getan. Damit sind nun, wie ÖVP-Wahlkampfmanager Andreas Schnider im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" erklärt, alle Spekulationen über eine Zwei-Firmen-Theorie endgültig beendet: "Hirschmann wird nach der Wahl nicht für die Volkspartei und Klasnic stimmen, daran kann man jetzt nichts mehr herumdeuteln."
Schnider spricht von einem ungeahnten Mobilisierungseffekt zugunsten der ÖVP. Tatsächlich dürften sich nun auch interne Klasnic-Kritiker eine Stimme für Hirschmann zweimal überlegen, wenn dies zu einem Verlust des Landeshauptmanns führt.
Die Vielfalt des diesmaligen Parteienangebots sorgt wiederum dafür, dass sich das Stimmenwachstum der SPÖ mit Franz Voves an der Spitze in überschaubaren Grenzen hält. Das bekommen im Übrigen auch die Grünen schmerzhaft zu spüren.
Aufgrund der gegenseitigen Konkurrenz von FPÖ, Grünen, KPÖ, Liste Hirschmann und eventuell auch BZÖ gewinnt somit ein Szenario immer mehr an Wahrscheinlichkeit: Alle bis auf ÖVP und SPÖ bleiben unterhalb der 10-Prozent-Mark und verpassen den Einzug in die Landesregierung. Deren neun Sitze blieben dann alleinige Sache der beiden Großparteien mit einer automatischen 5:4-Mehrheit für den Wahlsieger - selbst wenn er nur um eine Stimme vorne liegt.
Ein völlig neues Spiel beginnt jedoch dann, wenn der drittstärksten Partei der Einzug in die Regierung gelingt und ein Patt zwischen ÖVP und SPÖ entsteht.