Russische Staatsbank sammelt seit 2011 über Wien Spareinlagen aus Deutschland.
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Wien. Die VTB Bank (Austria) überlegt, ihre 2011 in Deutschland gestartete Direktbank auch in Österreich zu lancieren. "Wir hören die Frage nicht zum ersten Mal: Warum bietet eine österreichische Bank - mit russischem Eigentümer - Direktbank-Produkte nur in Deutschland an?", sagt VTB-Österreich-Vorstand Christian Müllner im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".
Direktbanken bieten Services primär über das Internet an, verzichten großteils auf klassische Filialen und versprechen den Sparern im Regelfall bessere Konditionen. Bisher sammelte VTB allerdings nur im Nachbarland Spareinlagen ein. Der Grund: zum einen der größere Markt. Zum andern wären bisher auch technische Gründe einem Rollout in Österreich im Weg gestanden, sagt Müllner: Bankleitzahlen und Handy-TANs waren nur für Deutschland verfügbar. Das soll allerdings 2013 bereinigt sein, danach würden Gespräche mit der Finanzmarktaufsicht (FMA) und Einlagensicherung aufgenommen. Die Entscheidung über den Start sei zwar noch nicht gefallen, strategisch wäre der Schritt nach Österreich aber sinnvoll, so Müllner.
Von den Regulatoren wären kaum Hürden zu erwarten: VTB verfügt über die nötige Konzession. Und es gibt vergleichbare Fälle: Die DenizBank AG agiert ebenfalls mit österreichischer Banklizenz und als Mitglied der heimischen Einlagensicherung für Banken und Bankiers in Deutschland. Seit Juni 2012 gehört die (vor allem in der Türkei starke) DenizBank übrigens zu Sberbank, der größten Bank in Russland.
Breitere Refinanzierung
In Deutschland hatte zunächst für Irritationen gesorgt, dass VTB Direkt mit der Mannschaft der pleitegegangenen isländischen Kaupthing Bank an den Start ging. "Wir konnten ein erfahrenes Team als Ganzes übernehmen", erklärt Müllner. "Auf den ersten Blick mag das bedenklich scheinen, aber die Kaupthing-Mannschaft rund um Michael Kramer hat sich in der Abwicklung der Bank sehr für die deutschen Einleger eingesetzt und damit einen guten Ruf erworben."
Den Schritt zum Geschäft mit deutschen Spareinlagen bedeutete für die VTB einen verstärkten Geschäftsfokus auf Österreich: Das sei Teil einer Vereinbarung mit der FMA gewesen, wonach 30 bis 40 Prozent der Direktbankeinlagen im lokalen Geschäft investiert - und somit vor allem in Österreich ausgeliehen - werden sollen. Man sei dabei auf einem "guten Weg", betont Müllner. In Österreich betreue man derzeit rund 20 bis 25 Großkunden, vor allem bei der Finanzierung von Working Capital (Arbeitskapital).
Ein Hauptgrund für das Einsammeln von Spareinlagen ist die schwierige Refinanzierungslage: Früher war VTB dabei komplett von anderen Banken abhängig - dieser "Interbanken-Markt" war 2008 nach der Lehman-Pleite schlagartig ausgetrocknet. Dank der russischen Mutter sei die Lage nie kritisch gewesen, eine breitere Refinanzierung via Spareinlagen werde aber auch durch die künftigen Bankenregeln ("Basel III") honoriert, sagt Müllner.
Hypo Alpe wenig interessant
Bisher lag der VTB-Fokus primär auf der Finanzierung von Handelsgeschäften russischer Kunden in Europa - und somit auf dem Rohstoffsektor. Das ändert sich durch das Österreich-Geschäft allmählich. Die Konzentration auf wenige Kunden mit größeren Kreditvolumina birgt zwar Risiken. "Wir machen aber nur Geschäft, das wir verstehen - und das mit Kunden, die wir gut kennen", sagt Müllner.
Beim kriselnden Bauriesen Alpine ist VTB mit "über 50, aber unter 70 Millionen Euro" Gläubiger. Man arbeite mit den anderen Großbanken an einer vernünftigen Restrukturierung und der Erstreckung der Kreditlaufzeiten. Der Businessplan der Alpine "schaut derzeit positiv aus."
Während Sberbank sich Teile der Volksbank International gesichert hat, hält Müllner ein Interesse von VTB Russland an Teilen der notverstaatlichten Hypo Alpe Adria für wenig plausibel: "Dazu ist uns nichts bekannt." Der Expansionsfokus von VTB liege auf den Zukunftsmärkten Asiens - China, Indien, Vietnam.