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VW-Affäre reicht bis nach Indien

Von Veronika Gasser

Wirtschaft

Die VW-Affäre weitet sich aus. Sie reicht bis nach Indien. Dort soll die Regierung des Bundesstaates Andhra Pradesh 2 Mio. Euro an eine Tarnfirma des Hauptbeschuldigten im VW-Skandal, den Ex-Skoda-Manager Helmuth Schuster, überwiesen haben.


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Der Grund für die Zahlung war die Drohung, die geplante Fabrik statt in Andhra Pradesh im benachbarten Bundesstaat Tamil Nadu bauen zu lassen, berichtet die Zeitung "Asian Age" in ihrer Dienstag-Ausgabe unter Berufung auf "offizielle Quellen". Schuster versicherte der Regierung von Andhra Pradesh, im Gegenzug den VW-Vorstand von der Notwenigkeit der Fabrik vor Ort zu überzeugen.

Offiziell war das Schmiergeld für den Bau eines gemeinsamen Unternehmens mit VW deklariert. Zu diesem Zweck habe Schuster die Überweisung von zwei Mio. Euro an die Firma "Vashishta Wahan" - die Anfangsbuchstaben VW sind aufschlussreich - angeordnet. Bei VW wird allerdings bestritten, an dieser Scheinfirma beteiligt zu sein. Scharfe Töne schlug indes am Dienstag der indische Industrieminister Bosta Satyanarayana an: Sollte VW die Fabrik nicht bauen, muss das Geld an die Provinzregierung zurückgezahlt werden.

Schuster geht in die Offensive

Schuster, der in Verruf geratene ehemalige Skoda-Personalmanager, geht in die Offensive und plant, gar Kapital aus der Korruptionsaffäre zu schlagen. Laut Magazin "Wirtschaftswoche" will er großen deutschen Verlagen eine Enthüllungsserie über das skandalträchtige Innenleben des VW-Konzerns um einen 6-stelligen Eurobetrag verkaufen.

Außer Schuster stehen sein einstiger Mitarbeiter in der Personalabteilung Klaus-Joachim Gebauer sowie Ex-Betriebsratschef Klaus Volkert - dieser wird voerst von IG-Metall-Chef und VW-Aufsichtsrat Jürgen Peters in Schutz genommen - unter Beschuss.

Es gibt jedoch Zweifel, dass von dem gefinkelten System falscher Spesenabrechnungen, Lustreisen und der Bezahlung von Edelprostituierten nur die drei Beschuldigten profitiert haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt und will bald die ersten Zeugen einvernehmen. Volkerts Nachfolger als Betriebsratschef, Bernd Osterloh, wurde am Dienstag in den VW-Aufsichtsrat gewählt und kündigte an, in Zukunft alle Abrechnungen offen zulegen.

Nachdem Peter Hartz, VW-Personalchef und Freund von Kanzler Gerhard Schröder, auf Grund von massiven Anschuldigungen vorigen Freitag seinen Rücktritt angeboten hatte, müssen auch andere mit ihrem baldigen Abgang rechnen. In der kommenden Woche sollen personelle Konsequenzen gezogen werden. Dies geht aus einem Brief von VW-Konzernchef Bernd Pischetsrieder an die Beschäftigten hervor.

Auch Niedersachsens CDU-Ministerpräsident und VW-Aufsichtsrat Christian Wulff verlangt, dass "Köpfe rollen". Er deutet an, dass in der Aufsichtsratssitzung am Mittwoch bereits der Hartz-Nachfolger gekürt werden könnte. Außerdem wird VW-Markenchef Wolfgang Bernhard sein milliardenschweres Sparprogramm vorstellen.