VW-Chef: Porsche Holding Salzburg ist starkes Österreich-Standbein für VW. | Japan-Krise führt bei VW nicht zu Produktionsengpass. | Salzburg. VW-Konzernchef Martin Winterkorn sieht einen weiteren Meilenstein auf dem Weg zum größten Autobauer der Welt erreicht - und zwar mit der seit 1. März offiziell in den Volkswagen-Konzern integrierten Salzburger Porsche Holding.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 13 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Die Österreicher gäben seit Jahrzehnten die Maßstäbe im Autohandel vor, man zolle ihnen in Wolfsburg "großen Respekt", sagte Winterkorn am Montag in Salzburg zur Presse, bevor er im Porschehof 600 Führungskräfte der Vertriebsgesellschaft im Konzern begrüßte.
Als Konzerntochter werde Europas größter Autohändler weiter eigenständig vom Firmensitz Salzburg aus operieren - "und auch international weiter expandieren", betonte Winterkorn. In Wolfsburg ist seit einigen Jahren übrigens der aus der Salzburger Vertriebsgesellschaft in den Konzernvorstand geholte Christian Klingler für Vertrieb und Marketing verantwortlich.
Porsche Salzburg werde zwar "nicht alle" Autos des VW-Konzerns weltweit verkaufen und auch nicht in allen Ländern die Benchmark Österreichs erreichen, wo jeder dritte neu zugelassene Neuwagen von einer der Konzenmarken kommt und die Marke VW selbst seit 54 Jahren ununterbrochen die meistverkaufte ist. Das "revolutionäre IT-System "Cross" werde jedenfalls schon in allernächster Zeit auf alle mehr als 10.000 Handels-Outlets von Europas größtem Autobauer weltweit ausgerollt.
Porsche Salzburg hat 2010 den Umsatz in 19 Ländern mit fast 21.000 Mitarbeitern - davon 5500 in Österreich - um gut fünf Prozent auf 12,84 Milliarden Euro gesteigert und (bei Umsatzrekorden in Österreich und China) auch in den krisengeschüttelten Märkten Ost- und Südosteuropas wieder auf Wachstumskurs gedreht.
Japan ist kein Problem
Im Rekordjahr 2010 verkaufte der VW-Konzern mehr als 7,2 Millionen Autos. Auch im ersten Quartal 2011 gab es einen Rekordabsatz - die Auslieferungen stiegen im Jänner und Februar um fast ein Fünftel und auch im März werde man den Vorjahresrekord übertreffen, kündigte Vertriebsvorstand Klingler an. Nicht einmal die Produktionsausfälle in Japan würden aus heutiger Sicht das Wachstum der Branche nachhaltig bremsen. Die Zulieferungen seien für die nächsten 14 Tage gesichert; man denke nicht wie andere Autobauer an Kurzarbeit oder die Streichung von Schichten. "Wir sind bei keinem einzigen Zulieferteil von nur einem Lieferanten oder einer einzigen Fabrik abhängig", betonte Winterkorn. Insgesamt sei Japan inzwischen näher am "Business as usual", als "aufgeregte deutsche Medien" vermitteln.
Der unerwartet niedrige Ausgabepreis für die neuen Aktien bei der morgen, Mittwoch, startenden Kapitalerhöhung der Porsche Holding SE Stuttgart habe aber sehr wohl mit den Katastrophen in Japan zu tun, die insgesamt das Börsenumfeld negativ beeinflusst hätten, räumte Konzern-Finanzvorstand Hans Dieter Pötsch in Salzburg ein.
Mit der Ausgabe von bis zu 131,25 Millionen Aktien für 38 Euro - ein Drittel unter dem Schlusskurs von Freitag - wollen die Stuttgarter den Schuldenstand von derzeit 6,5 Milliarden um rund 5 Milliarden drücken. Der Schuldenabbau ist ein wichtiger Baustein für die Verschmelzung mit Europas größtem Autobauer VW. Die Konzerne sind derzeit dabei, die Beteiligungen zu entflechten. Pötsch zeigte sich trotz juristischer "Stolpersteine" optimistisch, dass die Hauptversammlungen die Verschmelzung noch heuer absegnen. Die Chancen dafür stünden 50 zu 50. Sollte die Fusion mit der Holding Porsche SE in der geplanten Form doch scheitern, haben die Wolfsburger die Option, den Rest des operativen Geschäfts der Porsche AG komplett zu übernehmen. Schon jetzt wird Porsche de facto als zehnte Marke des VW-Konzerns geführt.
Bei der Kapitalerhöhung der Holding haben die Anteilseigner ein Vorkaufsrecht; die Familien Porsche und Piëch und der Golfstaat Katar, die alle Stammaktien besitzen, haben sich verpflichtet, ihre Bezugsrechte auszuüben. Das Kapital, mit dem Porsche und Piëch mitziehen, stammt aus dem Verkauf der Porsche Holding Salzburg an VW um 3,3 Milliarden Euro.