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Wachsende Sorge um Jobs bei Austria Frost

Von Helmut Dité

Wirtschaft

Gegen den Verlust Tausender Arbeitsplätze werden die Beschäftigten des Unilever-Konzerns morgen, Dienstag, in einer erstmaligen europaweiten Aktion protestieren. Am gleichen Tag veröffentlicht das | niederländisch-britische Nahrungs- und Waschmittelunternehmen in Rotterdam seine Bilanzzahlen für das Geschäftsjahr 1998.


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Als Reaktion auf die "zu erwartenden Konzern-Jubelmeldungen" will der Unilever-Euro-Betriebsrat (EBR) in einer Pressekonferenz darauf hinweisen, daß die Erfolge "auf dem Rücken der

Arbeitnehmerschaft" erzielt worden seien. In allen europäischen Unilever-Fabriken und Niederlassungen - auch in allen österreichischen Produktionsstätten - sollen am Aktions- und Protesttag

Informations- und Betriebsversammlungen abgehalten werden.

Dabei werde man die Belegschaften über die restriktive Konzernpolitik in Gegenüberstellung zum Finanzergebnis informieren, sagte Karl Demler von der österreichischen Gewerkschaft Agrar-Nahrung-Genuß

am Donnerstag zur APA. Gleichzeitig werde der EBR seiner Forderung nach einem "Gleichgewicht zwischen wirtschaftlicher Effizienz und sozialer Verantwortung" des Konzerns Nachdruck verleihen.

"Auch in Österreich wurden die Erfolge mit Personalkürzungen erkauft", so Demler. Im März vorigen Jahres wurde die österreichische Frischeisproduktion von Eskimo Iglo in Großenzersdorf eingestellt,

248 Arbeitnehmer mußten den Hut nehmen. Das Eis kommt jetzt per LKW vorwiegend aus Italien. Für den Standort Großenzersdorf Austria Frost (ehemals Unifrost/Eskimo Iglo), wo Gefriergemüse produziert

wird, gebe es zwar bis 2001 eine Standortgarantie, jedoch: "Arbeitsplatzgarantie heißt das noch lange nicht".

Im Gegenteil: Wie jüngst gegenüber der "Wiener Zeitung" verlautete, nimmt die Sorge um die Arbeitsplätze in Großenzersdorf und auch um die Zukunft der zuliefernden Marchfeldbauern

wieder zu. Grund: Im vergangenen Herbst mußten viele Gemüsebauern ungewöhnlich lange auf Vertragsabschlüsse mit Austria Frost warten, die Kontingente werden kleiner. Besonders alarmierend: Teile der

Austria-Frost-Produktpalette an Tiefkühlgemüse kommen fix und fertig verpackt aus ungarischen Produktionsstandorten zu den Händlern.

Aus diesem Grund werde man "sozusagen präventiv" am Dienstag auch in Östereich Aktionen starten, so die Gewerkschafter. Derzeit sind in Österreich laut Demler noch an die 1.200 Personen bei Unilever

beschäftigt. Das österreichische Unilever-Geschäft habe sich 1997 laut Konzernangaben gut entwickelt, wenngleich weniger umgesetzt wurde: 6,7 Mrd. Schilling nach 7 Mrd. im Jahr 1996. Der Umsatz je

Mitarbeiter stieg hingegen von 3 Mill. auf 4,3 Mill. Schilling. Deutlich verbessert hatte sich 1997 auch der Bilanzgewinn. Weltweit beschäftigt Unilever rund 300.000 Mitarbeiter in etwa 500

selbständigen Tochtergesellschaften und bietet Produkte und Dienstleistungen in 90 Ländern der Welt an. Der weltweite Umsatz betrug 1997 591 Mrd. Schilling.