"Wachstum ist nur noch im Ausland möglich, wir richten unser Augenmerk ganz auf Ost-Mitteleuropa", erklärte Hans Peter Haselsteiner, Konzernchef der Bau Holding Strabag. Österreichs größter Baukonzern erbringt mittlerweile fast 50% seiner Bauleistung außerhalb des Landes - "und der Anteil wird weiter steigen, in Österreich sind angesichts von Nulldefizit und Budgetproblemen keine Impulse zu erwarten".
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Der Auftragsbestand in Österreich ist per Ende des vergangenen Jahres um etwa ein Viertel auf 12 Mrd. Schilling gesunken, auch der schon 2000 empfindliche Rückgang der Bauleistung in Österreich - von 26 auf 23 Mrd. Schilling könnte heuer seine Fortsetzung finden. Auf das Ergebnis soll sich das alles kaum oder nicht niederschlagen: Die Bau Holding will laut Haselsteiner auch heuer wieder ein Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) von mehr als einer Mrd. Schilling erzielen. Im Geschäftsjahr 2000 stieg das EGT um 3,1% auf 1,16 Mrd. Schilling (nach 1,037 Mrd. in 1999). "Wir haben die hoch gelegte Ergebnislatte neuerlich - und diesmal deutlich - deutlich überspringen können und nehmen uns das auch für 2001 wieder vor - und wir müssen nicht jeden Auftrag haben".
Für 2002, wenn die Strabag Köln erstmals konsolidiert werde, erwarte man sich aus Deutschland zwar "keine nennenswerten Ergebnisbeiträge", aber auch keine Verluste, sagte Haselsteiner bei der Bilanzpressekonferenz. Die Restrukturierung der Strabag Köln sei "mit der Bilanz 2000 abgeschlossen, damit gibt es von dort kein Risikopotenzial mehr. Die Markterholung in Deutschland wird freilich noch eine Weile auf sich warten lassen", meinte der Konzernchef.
Der Beschäftigtenstand in Österreich ging um etwa 1.500 Jobs auf 10.500 Stellen zurück. Und auch heuer seien von der österreichischen Marktentwicklung keine Impulse zu erwarten. Wenn schon kein klassisches Budget vorhanden sei, solle man über alternative, private Finanzierungsformen "nicht nur sprechen, sondern auch etwas tun". Derzeit werde der "Multiplikatoreffekt der Bauwirtschaft von der Regierung sträflich vernachlässigt, das wird für die gesamte Volkswirtschaft spürbar werden", meinte Haselsteiner. Angesichts der bevorstehden Ost-Erweiterung der EU seien Infrastrukturinvestitionen mittlerweile "sehr dringend nötig".
"Wir selbst haben die Ostöffnung vorweggenommen - und können nur dringend empfehlen, dass sie auch allgemein realisiert wird". In Ungarn, dem größten Auslandsmarkt, erwarte man die guten Umsätze zu halten, ähnlich in Tschechien und der Slowakei. Polen habe im vergangenen Jahr rückläufige Umsätze verzeichnet, mittlerweile ist dort der Auftragsstand auf sechs Mrd. Schilling gestiegen, das große Autobahnprojekt von Frankfurt/Oder nach Osten wird sich im kommenden Jahr niederschlagen. Konkrete Hoffnungen gibt es auch im der Schweiz: Nach der Akquisition eines renommierten dortigen Tunnelbauers solten demnächst Aufträge für die großen Bahnprojekte hereinkommen.
Auf dem Weg zur angestrebten "societas europea - s.e.", die nicht vor 2004 realisiert werden kann, wird der Konzern neuerlich umgegliedert: Die bisherige "Schwester" Strabag Köln wird zur "Tochter", in Wien entsteht eine neue Konzernzentrale für 800 Beschäftigte auf der "Platte" bei der UNO-City.