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Wachstumsprognose stark gestutzt

Von WZ-Korrespondent Wolfgang Tucek

Wirtschaft

Almunia: Hohe Inflation ist "derzeit das Hauptproblem". | Frankreich schrammt am übermäßigen Defizit. | USA könnten Abwärtstrend anheizen. | Brüssel. Die Wirtschaft in der Eurozone wird mit 1,7 Prozent heuer noch langsamer wachsen als erwartet, die Inflation bleibt mit 3,2 Prozent sehr hoch. Nächstes Jahr soll wenigstens die Geldentwertung mit 2,2 Prozent nur mehr knapp über dem von der EZB im Sinne der Preisstabilität angepeilten Zwei-Prozent-Wert liegen. Das Wachstum geht jedoch weiter zurück.


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Die EU wächst in den Jahren 2008 und 2009 zwei sowie 1,8 Prozent und muss heuer mit 3,6 Prozent Inflation leben. Schuld daran sind vor allem die hohen Roh-, Treibstoff- und Lebensmittelpreise. Das sind die Ergebnisse der gestern, Montag, von Wirtschaftskommissar Joaquin Almunia präsentierten Frühjahrsprognose. Die hohe Inflation sei derzeit das Hauptproblem und drohe das Wachstum weiter zu dämpfen, sagte der Spanier. Umsichtige Politik sei angezeigt, um eine Inflationsspirale auf Kosten der wirtschaftlich Schwächsten Marktteilnehmer zu verhindern.

Statt einer laxeren Haushaltspolitik müssten Reformen weitergeführt werden, die Märkte liberalisiert, die Produktivität erhöht und zukunftsträchtige Sektoren entwickelt werden. Ansonsten drohe im Extremfall ein Negativwachstum, sagte Almunia. Die anhaltenden Turbulenzen auf den Finanzmärkten und die konjunkturelle Talfahrt in den USA könnten den Abwärtstrend weiter anheizen. In den USA wachse die Wirtschaft in zwei Quartalen des laufenden Jahres trotz Konjunkturpaket schon nicht mehr.

Heimische Teuerung heuer bei 3 Prozent

Österreich werde den Trend nur indirekt durch die sinkenden Exporte des wichtigen Handelspartners Deutschland in die USA zu spüren bekommen, welche sich dann auf die österreichischen Exporte nach Deutschland auswirken könnten. Denn der Euro kann nach EU-Schätzungen auch 2009 seinen hohen Kurswert von 1,60 US-Dollar in etwa halten, was immerhin die Treibstoffpreiseskalation etwas abfängt.

Für Österreich erwartet die Kommission heuer eine Teuerungsrate von 3,0 Prozent, nächstes Jahr soll die Inflation nur mehr 1,9 Prozent ausmachen.

Probleme ortet Almunia für Frankreich: Nach 2,9 Prozent Haushaltsdefizit für dieses Jahr dürften die Franzosen nächstes Jahr zielgenau auf der kritischen Drei-Prozent-Marke landen, bei der die EU-Kommission die Grenze zum zu hohen Defizit sieht. "Besorgnis erregend", meinte der Spanier. Wenn nur das Geringste schief gehe, rutsche Frankreich erneut in ein Strafverfahren.

Auch für Rumänien, Großbritannien und das notorische Sorgenkind Ungarn werden für 2009 Werte jenseits der drei Prozent vorhergesagt. Die bisherigen Defizitverfahren gegen Italien und Portugal werden dagegen wie erwartet eingestellt, bestätigte der Wirtschaftskommissar.